Die Tochter kann in der Nacht kaum schlafen, weil die Eltern anrufen – der pensionierte Ehemann kümmert sich den grössten Teil des Tages um seine Frau und ist überfordert. Solchen Angehörigen möchte das Rote Kreuz Graubünden mit dem Projekt «Pflegebegleitung» unter die Arme greifen.
Die Idee dahinter: Freiwillige des Roten Kreuzes helfen pflegenden Angehörigen bei schwierigen Behördengängen, besprechen Finanzierungsfragen oder haben schlicht und einfach ein offenes Ohr. Speziell daran ist, dass die Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleiter nicht selbst Pflegeaufgaben übernehmen.
Schweizweites Pilotprojekt
Ausgangspunkt für das Projekt war die Beobachtung, dass es sehr schwierig ist, Angehörige bei der manchmal zeit- und kräfteraubenden Hilfe für ihre Liebsten zu unterstützen. Mit den Freiwilligen, die quasi die Rolle eines «Nachbars» einnehmen, soll genügend Nähe geschaffen werden, sodass es für sie einfacher wird Unterstützung anzunehmen.
Weiterführende Links
Schweizweit gibt es ähnliche Projekte. Beispielsweise Infoanlässe für pflegende Angehörige, professionelle und damit kostenpflichtige Unterstützung oder Kurse für pflegende Angehörige. Ein Novum ist jedoch laut dem Roten Kreuz Graubünden der Einsatz von Freiwilligen in den Regionen, die ehrenamtlich arbeiten. Vorbild ist ein inzwischen zehnjähriges Projekt in Deutschland mit gleichem Namen.
Hotline für pflegende Angehörige
Parallel dazu betreibt das Rote Kreuz Graubünden seit Anfang Jahr eine Informations- und Beratungsstelle für pflegende Angehörige. Wer anruft, soll schnell und unbürokratisch Auskunft bekommen. Am Telefon sitzen Pflegefachleute, hiess es am Montag bei einer Medienkonferenz. Die Beratungsstelle will auch Angebote vermitteln und generell Anlaufstelle für pflegende Angehörige sein.
Die beiden Projekte werden für die kommenden drei Jahre jährlich mit 60'000 Franken vom Kanton Graubünden unterstützt. Damit wolle der Kanton sein Ziel weiterverfolgen, alten Menschen so lange wie möglich ein Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen, erklärte an der Medieninformation Regierungsrat Christian Rathgeb. Die Arbeit der pflegenden Angehörigen sei auch sehr wichtig, da der Kanton die gleiche Leistung nicht erbringen könnte. Dafür fehlten die Heimbetten.