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Graubünden Streit um Hirsche im Oberengadin

Empörte Jäger machen den Wildhütern im Oberengadin Vorwürfe. Ihr Verhältnis zu den kantonalen Wildhütern ist angespannt. Jetzt hat eine Aussprache zwischen dem Bündner Jagdinspektor Georg Brosi und den Jägern stattgefunden. Auch ein Thema dabei war die umstrittene Sonderjagd.

Die Jäger im Oberengadin sind erzürnt. Kurz vor Beginn der Nachsaison sollen kantonale Wildhüter in ihrem Gebiet Hirsche erlegt haben. Die Jäger befürchten nun deshalb ihrerseits eine kleinere Beute.

Die übrigen Hirsche könnten durch diese Aktion verscheucht werden. Hintergrund des Streits ist auch die umstrittene Sonderjagd.

«Einige Jäger sind fast Amok gelaufen», sagt Gian Peider Albin, Präsident des lokalen Jägervereins Droslöng, im Oberengadin. Er habe viele empörte Anrufe erhalten.

Die Jäger können es nicht fassen, dass Wildhüter als Angestellte des Kantons im Gebiet der Jäger «gewildert haben sollen». Die Wildhüter seien lediglich dafür verantwortlich, kranke oder verletzte Tiere zu schiessen. Zudem fürchten die Jäger, dass die Hirsche durch die Aktion der Wildhüter verscheucht worden seien. Dies kurz vor Beginn der Sonderjagd, die am letzten Samstag begann.

Porträt Georg Brosi im Wald
Legende: Georg Brosi, kantonaler Jagdinspektor Graubünden Keystone

Klärendes Gespräch

Die Aufregung unter den Jägern war so gross, dass der kantonale Jagdinspektor und Chef der Wildhüter im Kanton Graubünden eingeschaltet wurde. Georg Brosi reiste diese Woche nach Zuoz, für eine Aussprache mit den Jägern. An der emotionalen Diskussion beteiligten sich rund 70 Jäger zwischen Brail und La Punt-Chamues-ch.

Georg Brosi stellte zunächst klar, dass die Wildhüter nicht Dutzende Hirsche erlegt hätten, wie dies zuerst im Oberengadin die Runde machte. Es handle sich um sieben Hirsche, drei davon seien Waisen-Hirschkälber, sagte Brosi. «Es gehört zu den Aufgaben der Wildhüter, solche Waisenkälber zu erlegen» sagt Brosi. Diese hätten im Winter keine Überlebenschance.

Wildhüter sind nicht unsere Vögte, sondern unsere Angestellten.
Autor: Walter Hörler Jäger aus La Punt

Bei der Aussprache zwischen Jagdinspektor und Jägern wird schnell klar, dass es nicht nur um die Zahl der erlegten Hirsche geht, sondern auch um ein angespanntes Verhältnis zwischen Jägern und kantonalen Wildhütern. Kritisiert wird im Besonderen ein Wildhüter im Oberengadin, welcher die Jäger nicht über die erlegten Hirsche informierte. «Wildhüter sind nicht unsere Vögte, sondern unsere Angestellten», sagt der Jäger Walter Hörler aus La Punt. Dies ändere nun hoffentlich.

Georg Brosi verspricht, sich diesem Kommunikationsproblem anzunehmen. Der kritisierte Wildhüter wollte auf Anfrage von «Schweiz aktuell» keine Stellung nehmen.

Umstrittene Sonderjagd

Der Präsident des Jägervereins Droslöng, Gian Peider Albin hält daran fest, dass sich die Wildhüter generell nicht in die Arbeit der Jäger einmischen sollen. Diese seien selbst in der Lage, auf der Sonderjagd die vom Kanton vorgegebenen 97 Hirsche zu erlegen.

Wie schon in den Vorjahren schossen die Jäger auf der regulären Hochjagd im Oberengadin im September zu wenig Hirsche. Dieses Jahr waren es rund um Zuoz nur 50 anstatt der vorgegebenen 180. Aus diesem Grund findet jeweils im November die Sonderjagd statt. Dann dürfen die Jäger unter erleichterten Jagd-Bedingungen noch mehr Hirsche erlegen.

Die Sonderjagd ist im Kanton Graubünden umstritten. Eingeführt wurde sie 1986, um die Regulierung der Wildbestände zu gewährleisten. Soeben wurde eine Initiative mit 10‘000 Unterschriften eingereicht. Die Initianten wollen die Sonderjagd abschaffen. Dies vor allem aus ethischen Gründen. Hinter der Initiative steht der Verein Wildtierschutz Schweiz.

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