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Graubünden Tiefe Zinsen machen Pontresina erfinderisch

Auf den Banken gibt es kaum mehr Zinsen. Das aktuelle Zinsumfeld macht offenbar erfinderisch. Die Gemeinde Pontresina will der Gemeinde Samedan ein Millionendarlehen gewähren. So würde Pontresina Zinsen erhalten und Samedan auf einfachem Weg zu Geld kommen.

Pontresina hat unter anderem für das geplante Pflegezentrum Geld angespart. Nach dem Nein der Bevölkerung zum Projekt, kommt es nun zu Verzögerungen. Statt das Geld einfach auf der Bank liegen zu lassen, hat man sich in Pontresina etwas überlegt.

«Für das Geld, das wir auf der Seite haben, bekommen wir, wenn überhaupt nur noch einen spärlichen Zins auf der Bank», sagt Gemeindepräsident Martin Aebli. Man sei deshalb auf die Gemeinde Samedan zugegangen, welche schon länger finanzielle Schwierigkeiten habe.

Nun will Pontresina der Gemeinde Samedan für drei Jahre ein Darlehen von fünf Millionen Franken zahlen. Beide Seiten hätten etwas davon, ist Aebli überzeugt. Pontresina erhält auf sein Geld Zinsen, Samedan kommt relativ einfach zu frischem Geld.

Wie hoch der Zinssatz dann sein soll, sei noch offen, sagt Aebli. Da man aber die Banken nicht konkurzenzieren wolle, solle er ähnlich sein wie bei einer Bank.

Volkswirtschaftler ist skeptisch

Kritisch sieht die ganze Sache Christian Keuschnigg. Er ist Volkswirtschaftsprofessor an der Universität St. Gallen mit Spezialgebiet öffentliche Finanzen. «Eine Gemeinde soll nicht in die Funktion einer Bank schlüpfen, weil dies nicht zu ihrem Kerngeschäft gehört», sagt Keuschnigg.

Sollte die Gemeinde das angesparte Geld länger nicht benötigen, könne sie es ja auch in Form von Steuersenkungen wieder der Bevölkerung zurückgeben, so der Professor.

Noch ist das Geschäft nicht unter Dach und Fach. Die Details würden noch bis zur Gemeindeversammlung geklärt, schreibt die Gemeinde in einer Mitteilung. Über das Vorhaben muss nämlich noch die Bevölkerung in Pontresina abstimmen.

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