Es ist ein komplexes, kaum zu durchschauendes Terrain, das Geschäft mit dem käuflichen Sex. Prostitution ist in der Schweiz legal. Trotzdem tummeln sich etliche Kriminelle in diesem Geschäft. Am meisten Probleme macht der Menschenhandel.
Unsichtbare Verbrechen
Frauen werden oftmals mit falschen Versprechungen in die Schweiz gelockt und zur Prostitution gezwungen. Nicht selten nehmen Zuhälter den Frauen das verdiente Geld ab. Die Fachstelle für Frauenmigration und Frauenhandel (FIZ) in Zürich beschäftigte sich 2008 mit 160 Fällen von Menschenhandel.
Aber nur selten können solche Verbrechen aufgedeckt werden. Die Opfer trauen sich nicht, zur Polizei zu gehen. 2008 gab es nur acht Verurteilungen. Menschenhandel ist ein Verbrechen, das die Ermittler suchen müssen.
Der Bundesrat ist mittlerweile auf die Problematik aufmerksam geworden und hat 2012 einen «nationalen Aktionsplan gegen Menschenhandel» ins Leben gerufen. Dieser ruft die Kantone dazu auf, sich dem Thema Menschenhandel anzunehmen. Es sollen sogenannte «runde Tische» einberufen werden, wo sich die kantonalen Stellen beraten können: Migrationsamt, Opferhilfe-Organisationen, Polizei und Justiz. Nur so könne man etwas gegen diese «Moderne Sklaverei» tun.
Bündner Politik will nicht handeln
SRF-Recherchen haben gezeigt: Die Mehrheit der Schweizer Kantone hat inzwischen ein entsprechendes Gremium, das sich um die Bekämpfung von Menschenhandel kümmert. Graubünden gehört jedoch zu den Kantonen, die sich bis jetzt nicht damit befasst haben. Es ist auch nicht geplant, daran etwas zu ändern, wie es auf Nachfrage heisst. Da es kaum Anzeigen wegen Menschenhandels gebe, sehe man auch keinen Handlungsbedarf: «Ich glaube nicht, dass wir hier eine Notwendigkeit haben», sagt Regierungsrat Christian Rathgeb.
Man muss jedoch davon ausgehen, dass die Verbrechen auch im Bündner Rotlichtmilieu geschehen. Hinter verschlossenen Türen. Entsprechende Hinweise gibt es bei der Kantonspolizei Graubünden. Diese bearbeitete im Jahr 2013 zwei Fälle von «Förderung der Prostitution», ein Delikt, dass dem Menschenhandel ähnelt. Nach Ansicht von Experten sind jedoch die Fälle, die ans Licht kommen, nur die Spitze des Eisbergs. Und zu einer Verurteilung wegen Menschenhandels oder «Förderung der Prostitution» ist es bis heute nie gekommen.