Für eine Gemeinde mit 2000 Einwohnern hat das Lugnez einen vergleichsweise grossen Gemeindevorstand. Jedes der acht Dörfer darf einen Vertreter stellen, hinzu kommt der Gemeindepräsident.
Duri Blumenthal ist seit 2013 Präsident und eigentlich schon gewählt. Konkurrenz gibt es am Wahlsonntag, dem 25. September, keine. Im Gegenteil: Es fehlt ein Kandididat und das macht dem Gemeindepräsidenten Bauchweh: «Wir müssen nach den Wahlen alle, die Stimmen erhalten haben, fragen, ob sie das Amt übernehmen wollen». Kompliziert und zeitaufwändig sei es, eine solche Liste abzuarbeiten.
Nicht kandidiert – und gewählt mit einer Stimme
Blumenthal spricht aus Erfahrung. Bei den letzten Wahlen lehnte einer nach dem andern seine Wahl ab, bis schliesslich eine Person seine Wahl akzeptierte. Sein Name war genau einmal auf einen Stimmzettel geschrieben worden.
Das seit vier Jahren fusionierte Tal zog die Konsequenzen. Anfangs Jahr beschloss die Lugnezer Bevölkerung, den Gemeindevorstand von neun auf fünf zu verkleinern. Doch die Gemeinde hatte die Rechnung ohne die Bündner Regierung gemacht.
Uns verdonnert die Regierung dazu, neun Gemeinderäte zu haben.
Diese kippte den Entscheid. Es sei nicht möglich, nur vier Jahre nach dem Zusammenschluss den Fusionsvertrag zu ändern. Manche Stimmbürger hätten damals nur Ja zur neuen Gemeinde gesagt, weil sie damit gerechnet hätten, dass ihr Dorf einen Sitz und damit Mitsprache im Gemeindevorstand hat.
Für Gemeindepräsident Duri Blumenthal bleibt die Situation unbefriedigend und paradox. Mit dem neuen Gemeindegesetz – dessen Entwurf kürzlich publiziert wurde – wolle die Bündner Regierung ja nur noch Gemeindevorstände mit fünf bis sieben Mitgliedern. «Und uns verdonnert die Regierung dazu, neun Gemeinderäte zu haben».
Jetzt hofft der Gemeindepräsident darauf, dass bei den nächsten Wahlen in vier Jahren eine Verkleinerung des Vorstands möglich ist, Fusionsvertrag hin oder her.
SRF1, Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr; habs