Der britische Komponist Fred Ballinger (Michael Caine) sucht im Hotel Waldhaus Flims Ruhe und Abgeschiedenheit. Den Abgesandten der Queen, der ihn bittet, an Prinz Philips Geburtstag zu dirigieren, schickt er fort.
Ganz anders sein bester Freund, der Hollywood-Regisseur Mick Boyle (Harvey Keitel): Trotz Gesundheitsproblemen steckt er noch voller Tatendrang und arbeitet mit jungen Autoren zusammen im Hotel an einem neuen Drehbuch.
Konfrontiert mit der eigenen Vergänglichkeit
Die Kinder der beiden Freunde sind miteinander verheiratet. Doch ausgerechnet jetzt verlässt Micks Sohn (Ed Stoppard) Freds Tochter (Rachel Weisz) für die Popsängerin Paloma Faith (spielt sich selber). Den Tumult solcher Liebesdramen haben die alten Freunde wenigstens hinter sich. Oder doch nicht? Als die verblühte Hollywood-Diva Brenda Morel (Jane Fonda) auftaucht, lässt Mick alles stehen und liegen und eilt zu ihr.
Nach einem alternden Politiker in «Il Divo», einem alternden Rockstar in «This Must Be the Place» und einem alternden Journalisten in «La Grande Bellezza» geht es in «Youth» nun also um alternde Kulturschaffende. Denn Regisseur Paolo Sorrentino, selber erst 45, ist fasziniert davon, wie Menschen mit ihrer eigenen Vergänglichkeit umgehen.
Glücklich mit feuchten Augen
Mit «Youth» erzählt der oscarprämierte Italiener ebenso melancholisch wie witzig von einigen Schicksalen, die in zauberbergscher Abgeschiedenheit aufeinander treffen. Und er tut dies warmherzig, poetisch und augenzwinkernd. Die Suche nach künstlerischer Integrität personifiziert er in einem jungen Schauspieler (Paul Dano), der alle Hotelgäste beobachtet.
Dazu liefert Luca Bigazzi Bilder, die so schön sind, dass man selbst kleinste Details nie mehr vergessen wird: das Bonbonpapier, die Zahnspange, den Tennisball. Auf der Tonspur erklingen Pop, Klassik und eine Kuhglockensinfonie. Nach «Youth» verlässt man den Kinosaal mit Sicherheit glücklich, auch wenn man feuchte Augen hat.
Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr