SRF: Herr Thiele, Sie sind Co-Programmleiter, von «Erzählzeit ohne Grenzen». Was macht eigentlich den Erfolg dieses Literaturfestivals aus?
Oliver Thiele: Ich glaube, alle teilnehmenden Gemeinden betrachten die Lesungen als schöne Ergänzung oder sogar als Höhepunkt ihres eigenen Kulturlebens. Andererseits sind die Autorinnen und Autoren fast immer bereit auf Lesereise zu gehen und mit ihren Leserinnen und Lesern in Kontakt zu treten.
Und bei «Erzählzeit ohne Grenzen» besteht der Reiz nun offenbar darin, dass solche Lesungen für einmal nicht nur in einer Stadt stattfinden, sondern im «Löwen» oder «Ochsen» einer kleinen Gemeinde?
Genau. Oder zum Beispiel in einer Trotte oder einem Weinbaumuseum. Das ist dann ein sehr lokaler, intimer Rahmen. Das schätzen auch die Autorinnen und Autoren, die sonst eher daran gewohnt sind, in der anonymen Grossstadt unterwegs zu sein.
Ist es nicht erstaunlich, dass Literaturfestivals ungebrochen beliebt sind in unser immer digitaler werdenden Welt, wo die Leute vor allem mit ihren Smartphones beschäftigt sind?
Das hängt vielleicht sogar zusammen. Es wird alles immer schneller, digitaler, anonymer. Andererseits haben die Leute aber auch das Bedürfnis an einem authentischen Treffen an einem schönen Ort, um sich auszutauschen. Und das bieten wir mit unserem Literaturfestival.