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Grosses Kino im Theater Charlie Chaplins Hitler-Parodie auf Berner Bühne

Chaplin hat als einer der ersten öffentlich über Hitler gelacht. Auch 80 Jahre später ist sein Film noch aktuell.

Der Filmstar Charlie Chaplin erzählt in seiner Satire die Geschichte um die groteske Verwechslung zwischen dem Diktator Adenoid Hynkel und einem jüdischen Frisör. «Der grosse Diktator» ist eine Persiflage faschistischer Rhetorik.

Premiere auf deutschsprachiger Bühne

Der Film kam 1940 in die Kinos, nur ein Jahr nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Ein Filmklassiker. Einer, der es erstaunlicherweise bisher noch nicht auf eine deutschsprachige Bühne geschafft hat. Das Stadttheater Bern hat nun die Rechte an dem Stück erhalten und bringt es auf die Bühne.

«Es war ein langer Prozess, es waren auch andere Schauspielhäuser interessiert», sagt Schauspieldirektor Cihan Inan gegenüber «10vor10». Die Erben von Charlie Chaplin wollten genau wissen, wie Inan den Stoff umsetzt, wie die Kostüme aussehen und wie die Rolle Chaplins interpretiert wird.

Zwischen Imitation und Abgrenzung

Chaplin lieferte mit seiner Interpretation eine der bekanntesten Hitlerdarstellungen bis heute. Für den Schauspieler Gabriel Schneider keine einfache Aufgabe.

«Es gibt zwei Möglichkeiten; Imitation oder totale Abgrenzung», erklärt Schneider. Beides sei einengend. Er habe versucht, zwischen diesen beiden Polen zu pendeln. Deshalb habe er sich auch den Film nicht zu häufig angesehen.

Das Theaterstück hält sich eng an den Film und ist ebenfalls schwarz-weiss. Einige Szenen hat der Regisseur weggelassen, anderes hinzugefügt. «Ich wollte nicht eins zu eins den Film nacherzählen, der Geniestreich von Chaplin ist nicht zu wiederholen.»

Film immer noch aktuell

Der Film ist zwar 80 Jahre alt, er trage aber eine gewisse Aktualität in sich, betont Cihan Inan. Wenn man sich die europäische Politik im Moment anschaue, müsse man ein solches Stück auf die Bühne bringen, sagt Inan. «Wir müssen den Menschen, insbesondere den Jungen sagen, dass sie sich von solchen Hetzreden nicht verführen lassen sollen.»

Flammende Rede für den Frieden

Besonders wichtig ist Inan deshalb der Schluss des Stücks. Hier wird der Frisör mit dem Diktator verwechselt und hält eine flammende Rede vor dem Volk. Ein Plädoyer für Frieden und die Menschlichkeit. Das Stück feiert am Samstag, 19. Oktober Premiere im Berner Stadttheater.

(SRF 1; 10vor10, 17.10.2019, 21:50 Uhr; gygm;liec)

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