«Umweltschutz gehört zur DNA des Freisinns», sagte Petra Gössi, Präsidentin der FDP Schweiz, im Februar in einem Interview. Zum ökologischen Gewissen der liberalen Partei gehörten zum Beispiel Bundesrätin Elisabeth Kopp, Mitgründerin der Umweltkommission des Freisinns, oder Leni Robert, Berner Nationalrätin, die später zu den Grünen konvertierte. Auffallend: Die Umwelt-DNA ist nicht Parteiprogramm, sondern wird von einigen wenigen Mandatsträgern verkörpert.
«Ökologisch, liberal, realistisch»
Anders im Kanton St.Gallen. Vor 26 Jahren wurden die Umweltliberalen gegründet, 2018 wurden sie in Umweltfreisinnige (ULS) umbenannt. Das Parteiprogramm grenzt sich von jenem der FDP ab: «Ökologisch, liberal, realistisch», fasst es Parteipräsident Raphael Lüchinger zusammen.
Erneuerungsbewegung
Gegründet wurde die Partei 1993 als «Erneuerungsbewegung des Freisinns», wie Gründungspräsident Johannes Rutz sagt. Heute zählen die Umweltfreisinnigen 150 Mitglieder, davon haben viele ein Mandat. So gehört ein Viertel der St.Galler Kantonsräte dem Umweltflügel an, ein Regierungsrat ist Mitglied der Partei, ebenso die Kantonsrats-Präsidentin und der St.Galler Stadtpräsident.
Umweltfreisinnige der ersten Stunde waren die beiden (verstorbenen) HSG-Wirtschaftsprofessoren Hans Christoph Binswanger und Erich Soom, die die Umweltökonomie als Fach mitbegründeten. Zu den prominenten Mitgliedern gehören alt-Ständerätin Erika Forster, alt-Regierungsrat Willi Haag oder alt-Stadtrat Fredy Brunner.
Die Umweltfreisinnigen konnten die Erschliessung der Alp Flis im Toggenburg verhindern, sie sind mitverantwortlich, dass die Armee im Nachgang der Volksabstimmung über den Waffenplatz Neuchlen-Anschwilen ein Umweltkonzept ausarbeitete oder dass die Thur nicht mit Kleinstkraftwerken verbaut wurde.