Aderlass, Molkenkuren oder heilende Kräuter - im Kanton Appenzell Ausserrhoden gibt es bis heute Naturheilmethoden, die in anderen Kantonen in Vergessenheit geraten sind - oder sogar verboten wurden. Die Ausstellung «Gut ist was hilft» im Volkskundemuseum in Stein AR wirft jetzt einen Blick auf diese traditionellen Heilpraktiken.
Alchemie hat bis heute Einfluss
Man taucht ein ins Mittelalter. Eine grosse Karte im Volkskundemuseum in Stein zeigt auf, wie die Planeten und die Sterne stehen und wie dies alles mit den Elementen harmoniert.
Alchemie. Im 17. Jahrhundert haben sich die Heilpraktiker nach dieser Karte gerichtet und damit kranke Menschen geheilt. Der Berner Kurator Beat Gugger hat im Auftrag des Appenzeller Volkskundemuseums mit Heilpraktikern gesprochen und mit den Leuten auf der Strasse und dabei herausgefunden, dass die Alchemie bis heute Einfluss hat auf verschiedene Naturheilmethoden.
Der Kanton Appenzell Ausserrhoden hat das liberalste Heilmittelgesetz der Schweiz. Ganz bewusst toleriert man neben der Schulmedizin auch andere Heilmethoden. Das ist im Gesundheitsgesetz so geregelt und geht zurück auf einen Entscheid der Landsgemeinde von 1871.
Deshalb sind im Appenzellerland bis heute Heilmethoden zugelassen, die in anderen Kantonen verboten sind: zum Beispiel der Aderlass.
Pflanzenheilkunde: Wirtschaftlich von Bedeutung
Die Ausstellung im Appenzeller Volkskundemuseum geht aber nicht nur diesen traditionellen Heilmethoden nach, die für Aussenstehende zum Teil skurril wirken – und leider in der Ausstellung auch nicht hinterfragt werden.
Auch die Kräuterheilkunde wird beleuchtet, die mit dem Herisauer Kräuterpfarrer Johannes Künzle Anfang des letzten Jahrhunderts schweizweit bekannt wurde.
Kräuter aber auch Essenzen – also Kräuter-Extrakte – spielen auch heute noch eine wichtige Rolle in Appenzell Ausserrhoden. Rund 10 Prozent des Bruttosozialprodukts wird mit diesen Arzneimitteln erwirtschaftet. Auch hier hat Appenzell Ausserrhoden eine schweizweit einmalige Lösung: Die 700 zugelassenen Produkte werden nicht von der eidgenössischen Heilmittelkontrollstelle Swissmedic kontrolliert, sondern vom Kanton.