Auf ihrem Handy schaut Natalia* die Bilder an. Das grosse Hämatom am linken Arm. Das andere Bild: Die kaputte Wohnungstür, demoliert von ihrem Mann, als er einen Gewaltausbruch hatte.
Die Bilder löscht sie nicht. «Immer wenn ich zweifle, ob ich richtig gehandelt habe, schaue ich die Bilder an», erzählt die 33-Jährige. «Dann weiss ich, dass ich es richtig gemacht habe.»
Beleidigt und verprügelt
Während vier Jahren wurde sie von ihrem Mann erniedrigt, beleidigt, fertig gemacht. Dann kam auch die körperliche Gewalt hinzu.
Als ihr der Mann wieder einen Schlag ins Gesicht verpasste, verliess sie die Wohnung, ging zum Arzt und dann zur Polizei.
In der gewohnten Umgebung bleiben
Ihr Mann musste die Wohnung umgehend verlassen, zuerst für zwei Wochen, danach liess Natalia diese und die anderen Massnahmen verlängern. Sie und ihr fünfjähriger Sohn konnten in der Wohnung bleiben.
Dann ging es darum, Schritt für Schritt wieder ins Leben zurückzufinden. Polizei und Opferberatungsstelle unterstützten sie dabei. Einfach war's nicht.
Die körperliche Gewalt kommt und geht. Aber die psychischen Wunden kann man nicht heilen
Dass sie in ihrer angestammten Umgebung bleiben konnte, war ihr aber wichtig, auch wegen des Sohns. Er konnte weiterhin den gleichen Kindergarten besuchen. Er behielt auch den Kontakt mit dem Vater.
Natalia aber fand zurück in ihr Leben. Sie war auf dem Weg, alles zu verlieren. «Nun aber fühle ich mich stark und führe ein anständiges Leben», erzählt sie. «Dank dem neuen System bin ich immer noch gesund».
Trotz all den schlimmen Erinnerungen, ihren Mann werde sie wahrscheinlich nicht anzeigen. Er habe seine Strafe schon gehabt.
*Name geändert
kueh, Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17:30 Uhr