Bertha und Jakob Heusser-Staub, ein Fabrikanten-Paar aus Uster, waren Pioniere ihrer Zeit: Selbst kinderlos und Besitzer mehrerer Spinnereien sorgten sie sich neben dem Wohl ihrer Angestellten auch um das derer Kinder. Zu diesem Zweck gründete der Industrielle im Jahr 1918 eine Stiftung mit dem Ziel: «Kindern, deren Eltern tagsüber in Fabrikbetrieben, oder in Folge anderweitiger Verdiensterwerbung von zu Hause abwesend sind, geordnete Pflege und Unterhalt zu verschaffen», wie es in der Urkunde heisst.
Dazu wurde an der Florastrasse 26 eine Villa mit grossem Umschwung gebaut, die alleine dem Betrieb einer Kinderkrippe dienen sollte.
Im Erdgeschoss wurde gekocht und die Kinder wurden von Kinderkrankenschwestern gebadet, gepflegt und betreut. Damals bestand die Hauptaufgabe der Betreuerinnen noch darin, auf eine gute Hygiene, auf Pflege und gute Nahrung zu achten, erzählt Pia Barmettler, die bereits seit 30 Jahren als Erzieherin in der Krippe tätig ist.
Die Fabrikarbeiterinnen - häufig waren es italienische Gastarbeiterinnen - brachten ihre zum Teil erst wenige Tage alte Kinder Morgens um sechs Uhr in die Krippe und holten sie Abends um sechs Uhr wieder ab. Sie seien auf das Einkommen angewiesen, die 85 Rappen Pflegekosten pro Tag seien gerade noch bezahlbar gewesen, weiss Pia Barmettler aus Erzählungen früherer Mitarbeiterinnen.
Hoch geschätzt, damals wie heute, war der grosszügige Garten der Villa mit Wiese, einem Pavillon und schattenspendenden Lindenbäumen.
Für die Kinderschwestern und die Köchin war die Krippe nicht nur Arbeitsstätte, sondern Wohnstätte zugleich. Die Personalzimmer befanden sich im oberen Stock des Hauses. Heute werden die voneinander abgetrennten Zimmer mit je eigenem Lavabo als Gruppenräume genutzt.
Die Kinderkrippe Heusser-Staub in Uster feiert dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Sie gehört damit zu den ältesten derartigen Einrichtungen in der Schweiz.