Diesen Artikel werden die 16 Schülerinnen und Schüler der Primarklasse 6a in Goldau frühestens am Sonntagabend lesen. Der Grund: Sie, sowie zahlreiche weitere in der ganzen Zentralschweiz, haben am Dienstagnachmittag ihr Handy weggesperrt. Zusätzlich sind zuhause PC und Fernseher tabu. So sind die Spielregeln des Projekts «Flimmerpause».
Normalerweise ist das Handy ständiger Begleiter im Unterricht. Sei's zum Rechnen oder zum Recherchieren. Gleichzeitig findet es Klassenlehrer Patrik Bernhard aber wichtig, auch einmal zu erleben, wie es ohne Handy und Bildschirme ist: «Am Anfang ist es unglaublich schwierig. Aber wenn man's mal erlebt hat, sieht man: Es geht!»
Am Dienstagnachmittag haben die Schülerinnen und Schüler der 6a in Goldau nicht nur ihr Handy abgegeben, sondern auch ein Tagebuch angefangen. Dort notieren sie ihre Erwartungen und Gedanken.
Die Meinungen über das Projekt «Flimmerpause» gehen innerhalb der Klasse weit auseinander. Von «ich find's eigentlich nicht gut» bis «es wird wohl eine ziemliche Herausforderung, aber ich lasse mich mal darauf ein» ist alles da.
Bei vielen nagt die Angst im Hinterkopf, etwas zu verpassen in den diversen Chats, über welche sich die Mädchen und Knaben sonst unterhalten. «Aber das Gute ist, dass ja alle mitmachen.»
Angesprochen auf die positiven Effekte, welche die Flimmerpause haben könnte, sind sich die Schülerinnen und Schüler erstaunlich einig. «Ich werde wohl mehr Freizeit haben», ist da zu hören. Oder: «Es gibt wohl mit den Eltern weniger Streit über Handy, PC oder Fernsehen. Vielleicht helfe ich diese Woche auch mehr zuhause.»
Lehrer Patrik Bernhard hofft, dass von der Woche etwas bei den Schülern hängen bleibt: «Vielleicht ist es bloss ein Tropfen auf einen heissen Stein. Aber wenn's die Kinder nur schon einen Abend lang ohne Flimmerkiste aushalten, ist das schon was. Oder wenn jemand zum Beispiel mal freiwillig am Wochenende das Handy weglegt, dann wäre das toll.»
Am Ende der Woche dann der langersehnte Moment. Patrik Bernhard gab den Schülern die Mobiltelefone zurück. Das Fazit der «Flimmerpause» fiel positiv aus. «Zu Beginn war es eine Umstellung. Aber dann lief es gut.» Trotzdem haben die Buben und Mädchen ihr Handy vermisst: «Instagram hat mir am meisten gefehlt, um einfach mal zu schauen, was gerade so passiert.»
Patrik Bernhard erinnerte die Schüler am Freitagnachmittag daran, dass die Flimmerpause theoretisch noch bis am Sonntagabend dauert. Der Lehrer der Klasse 6a hofft darauf, dass die Schülerinnen und Schüler am Wochenende von sich aus auf ihr Mobiltelefon verzichten.
Mehr zum Pojekt
Seit 2006 wird das Projekt Flimmerpause vom Luzerner Verein «Akzent» organisiert. Die Teilnahme ist freiwillig, angesprochen sind vor allem Kindergarten- und Primarschulklassen. Laut Angaben des Vereins haben seit Beginn im Frühling 2006 jährlich mehr als 2000 Teilnehmende aus dem Kanton Luzern eine flimmerfreie Woche eingelegt. Dieses Jahr sind es insgesamt 1829 Teilnehmende.
Seit 2016 können auch Klassen aus den Kantonen Nidwalden, Schwyz und Uri mitmachen. Der Verein Akzent unterstützt die Lehrpersonen mit verschiedenen Praxis- und Unterrichtsmaterialien. Ergänzend werden Weiterbildungen und Elternabende angeboten.
Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr