Die Diskussionen zwischen dem Oratorienchor und der reformierten Kirchenpflege haben schon im letzten Sommer stattgefunden. Man einigte sich schliesslich darauf, dass der Chor die Friedensmesse des britischen Komponisten Karl Jenkins nicht in der Stadtkirche aufführt. Der Entscheid wurde nie publik. Kirche und Chor wollten keine politische Debatte darüber provozieren.
Bei der Diskussion ging es um eine einzige Passage im Werk «The Armed Man»: um jene, wo der islamische Gebetsruf «Allahu Akbar» zu hören ist, gefolgt von der christlich-orthodoxen Kyrie.
Der islamische Gebetsruf ist für viele nicht mehr nur ein Friedensruf, sondern auch ein Kampfruf.
Das gehe nicht zusammen, sagt Alfred Frühauf, der Präsident der reformierten Kirchenpflege Winterthur, auf Anfrage des Regionaljournals: «Der Gebetsruf des Muezzins ist wohl ein Friedensruf. Aber viele Menschen empfinden ihn auch als Kampfruf.» Und danach das «Kyrie Eleison», das «Herr erbarme Dich», das passe nicht.
In Winterthur, so Frühauf weiter, sei man wohl auch besonders sensibel wegen der Vergangenheit mit der An'Nur-Moschee. Dort, wo sich mutmasslich mehrere Jugendliche radikalisiert haben und wo auch schon zu Gewalt aufgerufen wurde.
Chor hat Verständnis für den Entscheid
Der Oratorienchor Winterthur hätte die Friedensmesse gerne in der Stadtkirche aufgeführt. Weil das Werk eine Friedensbotschaft enthalte und einen Beitrag leistet zum interreligiösen Dialog, so Chorpräsidentin Therese Pfister.
Die Friedensmesse gehört für unser Verständnis eigentlich in einen kirchlichen Kontext.
Man könne den Entscheid aber nachvollziehen und auch mit der Alternative gut leben. Die beiden Konzerte von Mitte März findet nun im Stadthaussaal statt. Ende März hat der Oratorienchor dann doch noch einen Auftritt in einer Kirche, im Kanton Aargau, in der katholischen Stadtkirche Bremgarten.