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Heikler Geldgeber Tigers-Leitung stellt sich hinter Waffenfabrikant

Der Waffenunternehmer Karl Brügger soll Hauptsponsor und Verwaltungsrat der SCL Tigers bleiben.

Ja, die SCL Tiger hätten einen Imageschaden davongetragen, gibt Peter Jakob zu. Und ihm wäre auch lieber gewesen, es hätte die Geschichte gar nie gegeben. «Aber wir haben keine negativen Rückmeldungen von Fans. Von den Sponsoren hat sich nur einer gemeldet, der die Angelegenheit als problematisch einstuft.» Insofern hält sich für Peter Jakob, Verwaltungsratspräsident des Eishockeyklubs, der Schaden in Grenzen.

Und sowieso, im Verwaltungsrat sei man sich einig: Das Gremium habe sich an der Sitzung vom Montagabend nochmals zu hundert Prozent hinter Karl Brügger gestellt.

Waffenhersteller aus Thun

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Die Firma von Karl Brügger in Thun stellt Waffen und Waffenteile her, die sie international vertreibt. Seit 2005 gehört sie ihm vollumfänglich. Laut Website arbeiten 70 Personen bei der Firma.

Karl Brügger war in den letzten Jahren in einen langen Strafprozess verwickelt. Weil Waffen seiner Firma statt in Neuseeland im autokratisch regierten Kasachstan landeten, wurde er verklagt. Das Bundesstrafgericht verurteilte ihn zu einer Busse. Das Bundesgericht wiederum stellte Verfahrensmängel fest und hob das Urteil auf. Brügger zog seine Beschwerde allerdings zurück und bezahlte die Busse von 3000 Franken. Ein Schuldeingeständnis sei das nicht, schreibt Brügger auf der Firmenwebsite in einer Stellungnahme. Viel eher habe er keinen fairen Prozess erwarten können.

Die Verurteilung Brüggers vor Bundesstrafgericht sorgte in den letzten Wochen für Schlagzeilen. Mehrere Zeitungen griffen den Prozess auf. Karl Brügger sah sich nicht nur im Gerichtsprozess unfair behandelt, sondern auch von den Medien. In einer Stellungnahme auf der Firmenwebsite schreibt er von Falschmeldungen durch die Presse.

Die Berichte gingen auch am Verwaltungsrat der SCL Tigers nicht spurlos vorbei. Der Verein arbeite jedoch schon seit vielen Jahren mit Karl Brügger zusammen. Man sei von ihm auch regelmässig mit Zwischenberichten und Urteilen versorgt worden, was den Fall betrifft. «Wir haben uns viel Zeit genommen, um den Sachverhalt zu studieren», sagt SCL-Präsident Peter Jakob. «Auch wir kamen zum Schluss, dass Brügger keinen fairen Prozess bekam.»

Dass ein Sponsor im Rüstungsgeschäft heikel ist für den Eishockeyklub, ist sich Jakob bewusst. «Aber wir sind überzeugt im Verwaltungsrat, dass die Firma von Karl Brügger ein seriös geführtes KMU ist.» Auch herrsche keine Doppelmoral: «Wir im Verwaltungsrat stehen zur Rüstungsindustrie».

Gleichzeitig ist der Verein auf das Geld angewiesen Laut Jakob zahlt ein Hauptsponsor gegen 300'000 Franken an die SCL Tigers. Brügger ist mit einem Kleidershop als Sponsor vertreten.

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