Mit 58 Jahren haben sich viele Ärzte auf einem Gebiet spezialisiert und verdienen viel Geld. Das war aber nie das Ziel von Henning Krause. Der Hamburger liebt Herausforderungen und das Abenteuer. Und so beschloss er vor knapp einem Jahr seine Heimatstadt zu verlassen, um im rund Tausend Kilometer entfernten Basel als Gefängnisarzt zu arbeiten. «Ausschlaggebend war für mich, dass ich hier etwas bewegen kann», sagt Krause.
Manchmal fliessen auch die Tränen.
Seine Motivation als Arzt sei es zu helfen. Und im Gefängnis, da sei seine Unterstützung gefragt: «Das Leben in einem Untersuchungsgefängnis ist mit erheblichen psychischen Belastungen verbunden, die Gefangenen sind isoliert, haben keinen Kontakt zu ihren Familien.» Es komme hin und wieder auch vor, dass er seine «Schützlinge», wie er die Häftlinge nennt, in den Arm nehme. «Manchmal fliessen auch die Tränen.»
Häftlinge seien aber nicht die einfachsten Patienten. Es gebe auch solche, die Krankheiten vortäuschen. «Das ist schwierig, aber man muss alle ernst nehmen.» Auch wenn das Gefängnis ein raues Umfeld ist, habe Krause nie Angst an seinem Arbeitsplatz. «Ich war schon oft in viel gefährlicheren Situationen.»
Notarzt in Kriegsgebieten
Das Basler Untersuchungsgefängnis ist nämlich bei weitem nicht der riskanteste Arbeitsort in Krauses Berufsleben. 2009 fragte ihn die deutsche Bundeswehr an, ob er Notarzt in einem Rettungshelikopter werden wolle. «Ich sagte sofort zu. Das war ein Bubentraum.» Diese Tätigkeit brachte ihn auch in Kriegsgebiete: Dreimal war er in Afghanistan, einmal im Irak.