Ist ein Bild fertig gemalt, eine Skulptur gemeisselt, ein Video definitiv geschnitten, beginnt jene Geschichte, mit der sich die Provenienzforschung (Herkunftsforschung) befasst. Wer hat das Kunstwerk von der Künstlerin, dem Künstler gekauft? In welcher Villa hing es, in welchem Keller war es verstaut und auf welchen Auktionen wurde es ersteigert?
Die Provenienzforschung soll im Kunstmuseum Luzern die Fräge klären, ob Flucht- oder Raubkunst den Weg in die Sammlung gefunden hat. Während des Dritten Reiches eignete sich das NS-Regime zahlreiche Kunstwerke von ihren diskriminierten und verfolgten Besitzern an und verkaufte sie gewinnbringend.
60 Werke stehen im Fokus
Das Kunstmuseum Luzern hat es sich zur Aufgabe gemacht, seine Sammlung auf Handwechsel in den prekären Jahren von 1933 bis 1945 zu untersuchen. Bei rund 60 Werken soll in zwei Jahren die Herkunft geklärt werden. So wurde beispielsweise ein Gemälde von Ferdinand Hodler untersucht (siehe Bild links).
«Da dieses Gemälde auch schon in deutschen Galerien ausgestellt wurde, hätte es problematisch sein können», erklärt Heinz Stahlhut, Sammlungskonservator des Kunstumseums Luzern.
Doch die Untersuchung des Gemäldes hat ergeben, dass das Objekt bereits seit 1932 bei einer Schweizer Sammlerin hing. Deshalb erhärtete sich der Verdacht auf Raubkunst nicht. Dies konnte dank einer lückenlosen Herkunftskette des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft relativ einfach nachgewiesen werden. In vielen Fällen ist jedoch eine lange und aufwändige Recherche notwendig. Diese geschieht vor allem am Computer.
Heinz Stahlhut und Lena Lehmann arbeiten aber auch analog: Ihre Notizen zum Wissensstand halten sie in einem Ordner fest. Erst wenn die Untersuchung eines Werks beendet ist, werden die Ergebnisse digital festgehalten und schliesslich auch online öffentlich zugänglich gemacht. Das ist übrigens eine Vorgabe des Bundes, der die Provenienzforschung zum grössten Teil finanziert.
Bis jetzt hat das Kunstmuseum Luzern übrigens keine Raubkunst in ihrer Sammlung gefunden. Die Provenienzforschung dauert jedoch noch bis März 2018.
Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr