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Eine junge Frau mit einem Kleinkind, das ein Stofftierchen in den Händen hält.
Legende: Mit 18 Jahren wurde Blanka Spinas schwanger. Mittlerweile ist ihr Sohn Gennaro drei-jährig. zvg

Hilfe bei Berufseinstieg «Ich konnte mein neues Leben als Mutter nicht akzeptieren»

Nach ihrem Aussehen könnte man Blanka Spinas schnell als rebellierende Teenagerin abstempeln: blond gefärbte Haare, schwarze Kleidung und zwei Piercings, je eines an der Ober- und der Unterlippe. Doch wenn die 22-jährige zu sprechen beginnt, merkt man, dass von der rebellierenden Teenagerin nicht mehr viel übrig ist. Sie musste früh und schnell erwachsen werden, als sie mit 18 völlig überraschend schwanger wurde. «Eigentlich wollte ich abtreiben, doch als ich auf dem Ultraschall-Bild das kleine Herz schlagen sah, entschied ich mich dagegen».

Schwieriges erstes Jahr

Vor gut drei Jahren kam Sohn Gennaro zur Welt. Auf ihre Rolle als Mutter sei sie überhaupt nicht vorbereitet gewesen, sagt Spinas. «Ich konnte mein neues Leben nicht akzeptieren, wollte keine Verantwortung für das Kind übernehmen, liess es lieber bei meiner Mutter, damit ich in den Ausgang konnte.» Das erste Jahr nach der Geburt sei besonders schwierig gewesen. Mit dem Kindsvater, der mittlerweile aus ihrem Leben verschwunden ist, habe sie sich viel gestritten und ihre Eltern hätten sie nicht genügend unterstützt und wenig Verständnis für ihre Situation gezeigt.

Nach einem Jahr zog Blanka Spinas deshalb ins Mutter-Kind-Haus. «Das war wie ein Neuanfang, ich realisierte, dass ich reifer werden muss um für mein Kind sorgen zu können.» Auch an ihrem Selbstbewusstsein habe sie viel arbeiten müssen, «ich habe mich in den letzten zwei Jahren stark verändert».

Neues Selbstvertrauen

Im Mutter-Kind-Haus wurde ihr auch empfohlen, trotz dem Kind eine Ausbildung anzufangen. Also hat sie sich bei «Mütter in Ausbildung» MiA angemeldet. Hier half man ihr bei der Lehrstellensuche und der Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche.

«Blankas Geschichte steht stellvertretend für die meisten jungen Frauen, die zu uns kommen», sagt Bettina Bach, die Leiterin von MiA. Viele kämen aus zerrütteten Verhältnissen und müssten erst mal Selbstvertrauen schöpfen. «Sie müssen sich zutrauen, Arbeit und Kind unter einen Hut zu bringen.» Laut Bach finden schlussendlich rund zwei Drittel der jungen Frauen einen Job.

Kurz vor dem Berufseinstieg

So auch Blanka Spinas: nach gut dreissig Absagen erhielt sie vor Kurzem eine positive Antwort. Im August fängt die junge Mutter eine Lehre als Fachfrau Hauswirtschaft an. «Ich bin in Tränen ausgebrochen, als ich davon erfahren habe. Das war ein schöner Tag und ich freue mich auf die Lehre.»

Neben der Freude habe sie aber auch Sorgen, dass sie während der Lehre zu wenig Zeit mit ihrem Sohn verbringen könne. «Meine grösste Angst ist, dass Gennaro mir einmal vorwirft, ich hätte ihn vernachlässigt.» Dann schöpfe sie jedoch wieder Kraft. «Ich will meinem Sohn ein komplett anderes Leben ermöglichen, als ich es hatte.»

«Mütter in Ausbildung» Innerschweiz

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MiA ist ein Angebot der Albert Köchlin Stiftung, bei dem junge Müttern bei der Berufswahl und der Lehrstellensuche unterstützt werden. Den jungen Frauen wird geholfen, ihre Lebenssituation in den Griff zu kriegen, so dass sie Beruf, Ausbildung und Familie vereinbaren können. Für die Zentralschweiz gibt es das Angebot seit fünf Jahren.

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