Die Königin war in Trauer, als sie damals ihre Ferien antrat. Sieben Jahre zuvor, 1861, war ihr Gatte verstorben. Der Besuch in der Schweiz sei auch als Time-Out zu betrachten, sagt Christoph Lichtin, Direktor des Historischen Museums. Nicht nur die Königin selber, sondern auch ihre Regierungsgeschäfte litten unter der majestätischen Trauer.
Ausstellung «Queen Victoria in der Schweiz» vom 29.3-16.9
Einen Einblick in die Seele der Trauernden wollen die Ausstellungsmacher in einem blauen Berg in der Mitte des Hauptraums des Museumsgewähren. Eine Stimme liest Auszüge aus dem Tagebuch und untermalt Projektionen aus der Sicht Victorias. «Ich weiss, mein Geliebter würde sich wünschen, dass ich fröhlich bin», tönt es da etwa.
Volksnahe Herrscherin
An königsblauen Wänden im zweiten Stock des Museums zeigt ein düsteres Bild das Begräbnis und zieht den Besucher hinein in die Ausstellung. Diese zeigt einerseits die Stationen der Königin und soll anderseits vermitteln, wie volksnah sich die Herrscherin gab.
So ritt sie selber auf ihrem Pony Flora auf den Pilatus und beklagte sich in einem Tagebucheintrag über die stechwütigen Rossbremsen. Sie sei nicht etwa in einer Sänfte getragen worden, sagte der Museumsdirektor. Normalsterblich muten auch die Schreibfehler an, die der Blaublüterin bei den Einträgen unterliefen - sie schreibt etwa von «Witznau» und «Herzenstein».
Interlaken hatte das Nachsehen
Die Königin lebte mit ihrem Hofstaat in der Pension Wallis auf dem Gütsch bei Luzern. Dass sie Luzern auserkor, hatte verschiedene Gründe. Einerseits wollte sie nicht ins Berner Oberland, weil dort zwei Jahre zuvor das Hotel Victoria in Interlaken eröffnet habe, und sie laut Lichtin diesem Lockruf absichtlich widerstand. Zudem sei Luzern schon gut eingerichtet gewesen und schliesslich war die Schweiz als solche auch eine Erinnerung an ihren Gatten, der vom Land begeistert war.
«Sie war die berühmteste Touristin, und ihr Besuch war eine Sensation für die Zentralschweiz», erklärt Christoph Lichtin. Ihr Besuch hatte grosse Auswirkungen auf die Region. Er steht am Anfang des boomenden Tourismus in der Zentralschweiz. Auch kaufte die Königin verschiedene Souvenirs und liess Gemälde erstellen. Für den Bau der «Irrenanstalt» in St. Urban überliess sie dem Kanton zudem eine Spende von 1000 Franken.