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Historisches Tief Zentralschweizer Tourismus leidet besonders stark unter Corona

Die neusten Zahlen des Bundes zeigen es: die Zahl der Logiernächte brach im ersten Halbjahr in der Zentralschweiz besonders stark ein.

  • In den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 sind die Übernachtungen in der Region um 55 Prozent zurückgegangen, der Schweizer Durchschnitt liegt bei 47.5 Prozent
  • Besonders betroffen sind Orte, die vor allem auf ausländische Gäste und Gruppenreisen setzen.
  • Die Stadt Luzern hatte im Juni 83 Prozent weniger Logiernächte im Vergleich zum letzten Jahr und in Engelberg waren es gar 90 Prozent weniger

«Wir hatten in der Vergangenheit im Juni jeweils viele indische Gäste, andere Regionen hatten dies nicht. Deshalb sind bei uns die Gästezahlen des Junis 2020 von einem höheren Niveau herunter gekommen, als bei anderen Tourismusorten», sagt der Engelberger Tourismusdirektor Andres Lietha.

Schweizer Gäste retten die Bilanz nicht

Die Zahlen sind eindrücklich: waren es letztes Jahr in Engelberg im Juni noch 32'000 ausländische Gäste, kamen dieses Jahr gerade noch 361. Ähnlich dramatisch tönt es beim Hotel Central in der Stadt Luzern: «Uns fehlen die ausländischen Gäste. Wir waren im Juni nur ungefähr zu 15 Prozent ausgelastet. Momentan kommen zwar etwas mehr Schweizer Gäste, aber das reicht leider nicht. Ohne Kurzarbeit ginge es nicht und unser Team ist stark reduziert, sonst würden wir nicht überleben», sagt Hoteldirektor Stefan Odermatt.

Auch grössere Hotels wie das Hotel Schweizerhof in Luzern spüren den Rückgang deutlich: «Wir hatten letztes Jahr im Juni eine Auslastung von 90 Prozent, dieses Jahr waren es nur 20 Prozent. Damit wir den Verlust kompensieren können, bräuchten wir achtmal mehr Schweizer Gäste als bisher. Das ist unmöglich», rechnet Hoteldirektor Patrick Hauser.

Mittelfristig Konkurse erwartet

Auch der Luzerner Tourismusdirektor Marcel Perren schlägt in die gleiche Kerbe: «Zwar kamen etwas mehr Schweizer Gäste in die Region, aber diese können den Verlust bei weitem nicht ausgleichen.»

Perren geht davon aus, dass sich mittelfristig die Konkurse von Hotel- und Gastrobetrieben mehren werden. Ausserdem sei es nicht überraschend, dass sich die Hotels einen Preiskampf liefern. Die Preise seien allein in der Stadt Luzern um rund zehn Prozent zurückgegangen, da die Betriebe so versuchen Gäste anzulocken, um wenigstens ein Teil ihrer Kosten decken zu können. Mit einem Anstieg von ausländischen Gästen rechnet Perren erst im neuen Jahr.

Regionaljournal Zentralschweiz, 4. August 2020, 12:03 Uhr und 17:30 Uhr ; 

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