Die Ausgangslage: Die Kleine Schliere in Alpnach - ein Dorfbach, der friedlich dahinfliesst. Doch das kann sich schnell ändern, sagt Regula Gerig, Gemeinderätin und Bauvorsteherin in Alpnach: «Die Kleine Schliere ist ein unberechenbarer Wildbach - bei Gewittern im Schlierental kann er sehr schnell anschwellen und zur Gefahr werden, weil er viel Geschiebe mitbringt.»
1930 wurde der Schlierenkanal fertiggestellt, der Alpnach einige ruhige Jahrzehnte bescherte, nachdem das Dorf Ende des 19. Jahrhunderts von einer Serie von Überschwemmungen heimgesucht worden war. Bei den Unwettern von 2005 und 2013 zeigte sich jedoch, dass der Bach nichts von seiner Gefährlichkeit eingebüsst hat. Vor allem auch, weil das Dorf näher an sein Ufer gerückt ist - knapp 4000 Personen leben heute in gefährdetem Gebiet. Am 24. November nun stimmen die Alpnacherinnen und Alpnacher über ein Hochwasserschutzprojekt ab.
Das Projekt: Geplant sind vier Massnahmen. Im Gebiet Chlewigen soll einerseits ein neues Entlastungsbauwerk verhindern, dass zu viel Wasser und Geschiebe in den Schlierenkanal fliesst. Andererseits soll dieser Kanal saniert und verstärkt werden. Dritter Bestandteil des Projekts ist die Renaturierung des Unterlaufs der Kleinen Schliere; wo nötig, soll das Flussbett verbreitert werden. Und viertens soll schliesslich ein Entlastungskorridor geschaffen werden - damit soll bei Grossereignissen ein Teil des Wassers, das der Kanal nicht mehr fassen kann, kontrolliert dem See entgegenfliessen.
Die Kosten: Die Gesamtkosten werden auf 35,2 Millionen Franken veranschlagt. Allerdings beteiligen sich Bund und Kanton Obwalden daran - je nachdem, wie hoch die Bundesbeteiligung ausfällt, bleiben für Alpnach Kosten zwischen rund 6 bis 10 Millionen Franken.
Die Diskussion: Die Vorlage kommt an die Urne, weil die Alpnacherinnen und Alpnacher über einen Kreditantrag zur Realisierung des Hochwasserschutz-Projekts befinden müssen. Anlass zu Kritik geben aber die Kosten, die für die Gemeinde trotz Beiträgen von Bund und Kanton beträchtlich bleiben. Ein offizielles Gegnerkomitee gibt es nicht. Von den Parteien hat einzig die SVP die Nein-Parole gefasst - und auch sie nur knapp. Besonders die ökologischen Massnahmen und die Renaturierungen seien zu teuer, heisst es bei der SVP. Die anderen Ortsparteien stehen hinter dem Projekt.