Der schwere rote Samtvorhang ist weg. Im Zürcher Opernhaus flattert ein luftig leichter schwarzer Stoff mit funkelnden Goldfransen – willkommen im Revuetheater! Denn als eine Art Revue sieht Andreas Homoki, der Intendant des Zürcher Opernhauses, diese Operette von Franz Lehar: Vorhang auf, Vorhang zu, die nächste Nummer bitte.
Reduktion, Reduktion
Das ganze Operettenpersonal wurde zusammengestrichen, die Dialoge massiv gekürzt. In diesem «Land des Lächelns» geht es fast nur noch um die unglücklich Liebenden, um die moderne, emanzipierte Lisa und den chinesischen Prinzen Sou Chong, der in gesellschaftlichen Konventionen gefangen ist.
Immer mit einem Augenzwinkern
Andreas Homoki führt in dieser Inszenierung selber Regie und stellt den Zusammenprall der Kulturen wie in einem alten schwarz weiss Film ins Zentrum. Da ist jede Bewegung inszeniert und jede Umarmung choreografiert. Die Europäerinnen drehen sich elegant in schwarzen Abendroben, die Chinesinnen trippeln in engen roten Kimonos – und immer hat man den Eindruck, alle flüstern mit einem Augenzwinkern: Das ist alles nur schöner Schein, das ist nur Operette!
Singendes Traumpaar
Andreas Homoki nimmt die Operette ernst, und noch ernster nimmt sie der Chefdirigent des Zürcher Opernhauses, Fabio Luisi. Bei ihm bleibt der Orchesterklang immer leicht und transparent. Schön sentimental darf es sein, aber nie schludrig, immer sehr stilvoll. Und genauso stilvoll und elegant singt das unglückliche Liebespaar, Julia Kleiter als Lisa und Piotr Beczala als Sou- Chong. Ein unglückliches Liebespaar, aber stimmlich ein Traumpaar!
(seib; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 12:03 Uhr)