In der Stadt Aarau werden 5000 Quadratmeter Bürofläche und Lager frei: Die Industriellen Betriebe Aarau (IBA) verlassen ihren Hauptsitz an der Oberen Vorstadt. Letzte Woche wurde die Fläche im repräsentativen Gebäude direkt am Kreisel zur Vermietung ausgeschrieben: Vier Etagen, Preis auf Anfrage.
Allerdings: Einen möglichen Mieter gibt es bereits. Die Aargauer Justiz bestätigt gegenüber SRF, dass sie Interesse hat. «Es werden voraussichtlich im 1. Quartal 2018 Verhandlungen mit der IBA geführt», heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme. Abklärungen und Besichtigungen haben bereits stattgefunden.
Vor allem das Bezirksgericht Aarau benötigt mehr Platz. Das kleine Gerichtsgebäude an der Kasinostrasse reicht nicht mehr aus. Die Richterinnen und Richter arbeiten deshalb zum Teil im benachbarten Polizeiposten oder sogar noch eine Strasse weiter an der Laurenzenvorstadt. Sie laufen mit Aktenbergen von Haus zu Haus, auch bei Wind und Wetter.
Neben dem Bezirksgericht möchte die Justizleitung allenfalls auch die Obergerichtsbibliothek im neuen «Justizpalast» an der Oberen Vorstadt unterbringen. Platz wäre im stattlichen Gebäude ausreichend vorhanden. Und die IBA würde sich über den Einzug der Justiz ebenfalls freuen, wie Geschäftsführer Hans-Kaspar Scherrer auf Anfrage erklärt.
Das Gebäude habe schliesslich eine «juristische Tradition», so der IBA-Chef: «Ab 1926 war es Sitz des Obergerichts, jahrelang war das Handelsgericht im Haus, wir haben keine Berührungsängste mit der Gerichtsbarkeit und könnten uns diese Nutzung sehr gut vorstellen.»
Mit dem Einzug von Richterinnen und Richtern würde die Obere Vorstadt zur «Justizmeile» von Aarau. Direkt vis-a-vis sind bereits diverse kantonale Gerichte beim AEW-Hochhaus beheimatet. Auch diese geografische Nähe spreche für eine Vermietung an die Justiz, meint Hans-Kaspar Scherrer.
Selbstverständlich lasse man aktuell aber noch alle Optionen offen, betont er. Immerhin braucht es für den Umzug der Gerichte und allfällige Umbaukosten einen politischen Entscheid von Regierungsrat und Kantonsparlament. Das dauert – die Justiz rechnet mit einer Nutzung «nicht vor 2020». Zudem braucht die Justiz so oder so nicht alle vier Etagen.
Auch deshalb schreibt die IBA das Gebäude nun aus, sucht weitere Mieterinnen und Mieter. Warum aber will die IBA überhaupt eine staatliche Stelle als Mieterin und gibt den Vorzug nicht privaten Firmen? Hans-Kaspar Scherrer antwortet als Geschäftsmann: «Wir haben Interesse an einem langfristigen und sicheren Mieter. Der Kanton ist so ein Mieter.»
Wir haben Interesse an einem langfristigen Mieter.
Es scheint tatsächlich so, als wäre man sich beinahe handelseinig. Doch auch hier gilt natürlich: Der Teufel steckt im Detail. Und die Details werden erst ab 2018 geklärt.