Wo ist das Problem? Das Zurzibiet, also die 26 Gemeinden im Bezirk Zurzach im Norden des Kantons Aargau, ist eine Randregion. Es ist nicht ganz Aargau, nicht ganz Zürich und nicht ganz Deutschland, sondern von allem ein bisschen. Das Zurzibiet gilt als strukturschwach. Dort wohnt man, aber die Arbeitsplätze sind anderswo. Der Vorteil: Man bekommt günstiges Wohneigentum. Der Nachteil: Die Pendlerwege sind lang.
Was soll sich nun ändern? Der Gemeindeverband Zurzbiet Regio ist aktiv in der Standortförderung. Er setzt sich auch sehr dafür ein, dass die Schulen in der Region erhalten bleiben. Aber dazu braucht es auch Menschen, die in der Region wohnen. Der Verband streicht die Stärken der Region heraus, zum Beispiel die landschaftliche Schönheit und die vielen touristischen Angebote. Aber er will auch erreichen, dass die Region für die Zukunft bereit ist und hier ist das Stichwort Digitalisierung entscheidend.
Andocken beim Bund: Das Bundesamt für Raumentwicklung hat einen Wettbewerb für die Entwicklung peripherer Räume ausgeschrieben. Das Zurzibiet hat sich beworben und wurde mit dem «Modellvorhaben Digitalisierung» ausgewählt. Das Projekt des Gemeindeverbandes hat den offiziellen Titel «Progressive Provinz Zurzibiet – Digitalisierung als neue Lagequalität». Seit einem halben Jahr laufen die Vorarbeiten. Der Bund stellt Geld zur Verfügung, aber auch die Gemeinden müssen Beiträge entrichten. Die Abgeordnetenversammlung von Zurzibiet Regio bewilligte nun Mitte Juni diese Beiträge, das Projekt kann also losgehen.
Die Ziele: Es geht um eine digitale Grundversorgung in den Bereichen Arbeit, Bildung und Gesellschaft. Aber darunter dürfe man sich nicht einfach eine Infrastruktur vorstellen, sagt Projektleiter Reto S. Fuchs, Gemeinderat in Bad Zurzach und Vizepräsident von Zurzibiet Regio. Man habe nicht den Auftrag, ein Umsetzungsprojekt zu entwickeln, sondern Ideen zu entwickeln. Im Bereich Gesellschaft stelle man zum Beispiel fest, dass die Zentren, wo sich die Menschen physisch treffen, nicht mehr deckungsgleich seien mit den kommunikativen Zentren (soziale Medien etc.). Man müsse darauf achten, dass die dörfliche Identität darunter nicht leide. Deshalb müsse man neue Schnittstellen andenken und definieren.
Bildung und Arbeit: Die Digitalisierung biete im ländlichen Raum auch Chancen für die Bildung und die Arbeitswelt, ist die Projektleitung überzeugt. Bei der Arbeit zum Beispiel könnten die Arbeitswege kürzer werden durch die Digitalisierung, wenn man die Wirtschaft, die KMUs mit den richtigen Werkzeugen ausrüsten könnte. Der 3D-Druck könne hier eine Chance sein. Und bei der Bildung wolle man sich überlegen, wie man hoch qualifizierte Arbeitsplätze in die Region bringen könne. Man könnte Plattformen bilden, Think Tanks. Mit der Digitalisierung liesse sich auch Know-How transferieren von Akademikern zu Berufsleuten.
Wie weiter? Der Gemeindeverband hat für das Digitalisierungsprojekt nun rund 150'000 Franken zur Verfügung über vier Jahre. Das ist nicht sehr viel Geld, um all die Ideen zu vertiefen und in Empfehlungen und Handlungsanweisungen für Politikerinnen und Unternehmer der Region zu giessen. Deshalb suche man noch weitere Unterstützung und vor allem auch Expertinnen und Experten, die den Verband beraten könnten, heisst es bei der Projektleitung.