Gewisse Forschungsgebiete, die ein grosses Publikum ansprechen, gelten als «sexy». Dazu gehört beispielsweise die Weltraumforschung. Andere Forschungsgebiete sind weniger populär und als «unsexy» abgetan. Dazu zählte bis vor kurzem die Forschung über den Sauerstoffmangel im Körper, Hypoxie genannt.
Es ist das Forschungsgebiet der drei aktuellen Medizin-Nobelpreisträger. Seit ihrem Erfolg steht die Forschung zum Sauerstoffmangel plötzlich im Rampenlicht. Auch der Physiologie-Professor Roland Wenger erforscht es an der Universität Zürich.
Wenger ist den drei Nobelpreisträgern Gregg Semenza, Peter Ratcliffe und William Kaelin eng verbunden, hat Studien mit ihnen veröffentlicht. Im Januar wird er sie an einem Kongress in Amerika wiedersehen: «Diese Meetings sind traditionell in einem amerikanischen Skigebiet. Ich freue mich jetzt schon darauf, mit Peter Ratcliffe dort wieder Skifahren zu gehen.»
Forschung mit Mäusen an der Uni Zürich
Bis es soweit ist, treibt Wenger in seinem hellen Büro auf dem Irchel-Campus der Universität Zürich seine Forschungen weiter voran. Er interessiert sich für das sogenannte EPO-Gen und erforscht es unter anderem mit Experimenten an Mäusen.
In einem Zimmer auf dem Irchel-Campus sind Käfige für Mäuse mit schwarzen Tüchern zugedeckt. Für die Tiere herrscht Nacht. Das Ziel ist, dass die nachtaktiven Mäuse und die Forscher zur gleichen Zeit wach sind. Gemäss Wenger sind Tierversuche nötig: Denn das Hormon EPO produziert die Zellen nur im lebendigen Körper, nicht aber ausserhalb davon wie beispielsweise im Labor.
Im Forschungsgebiet zur Hypoxie gibt es noch Vieles zu entdecken, ist sie doch eine relativ junge Wissenschaft. Erst vor 25 Jahren haben die drei heutigen Nobelpreisträger erste grundlegenden Entdeckungen gemacht. Und somit den Weg für Forscher wie Roland Wenger geebnet, der heute weitere Details erforscht.
Unsexy? Zu Unrecht!
Heute ist beispielsweise noch offen, wie Mediziner die Sauerstoffproduktion des Körpers gegen Tumore nutzen könnten. Für Nierenkranke wiederum kommt in den nächsten Tagen in China das allererste Medikament auf den Markt, das auf der Forschung zur Hypoxie beruht. Spätestens nun sollte das Forschungsgebiet zu Unrecht als «unsexy» gelten. Denn es ist ein stürmisches Tempo vom Labor zum Krankenbett.