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Impfstoff gegen Coronavirus Kommt Impfstoff bald aus Marly?

Das Start-up Innomedica forscht in Marly an einer Corona-Impfung. Wie erfolgsversprechend ist das?

Auf dem Technologie-Campus des Innovation Center in Marly tüfteln seit rund einem Monat zehn Wissenschaftler Teilzeit daran, einen Impfstoff gegen das Coronavirus zu finden. Der Plan: In drei bis vier Monaten soll ein Impfstoff soweit fertig sein, dass die klinischen Tests beginnen können. Bis zu 150'000 Impfdosen pro Tag sollen dann in Marly produziert werden.

Der Forschungsleiter Stefan Halbherr, der seine Dissertation über die Vogelgrippe geschrieben hat, wollte schon lange in der Virologie forschen. Dass er und sein Team sich an das Coronavirus gewagt haben, habe Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit initiiert. «Als er gesagt hat, dass es in der Schweiz niemanden gebe, der Impfstoffe herstellen kann, war das für uns ein Weckruf.» Innomedica müsse das machen, denn sie würden es können, so Halbherr.

Dazu will er sich jene Technologie zunutze machen, die Innomedica sonst auch verwendet. Das Start-up arbeitet normalerweise an Medikamenten gegen Krebs und Parkinson und verwendet dabei eine spezielle Hülle für die Medikamente – ein Liposom. Das ist eine Art Kugel, die den Wirkstoff in sich versteckt und im Körper einfacher dorthin bringt, wo es gebraucht wird.

Wie stehen die Chancen für ein Start-up?

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Auf der ganzen Welt wird nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus geforscht. Wie realistisch ist es, dass das Start-up in Marly den Impfstoff auf den Markt bringt? «Das könnte funktionieren», sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theiss.

Es komme aber darauf an, wie der Inhalt für die Impfung verfügbar sei. Innomedica stellt primär die Hülle für die Impfung her. «Es wäre aber sicher interessant, wenn in der Schweiz eine Firma einen Impfstoff herstellen könnte und würde», so Theis. Auch ohne Corona kommt es immer wieder zu Impfstoff-Knappheit.

Es sei auch gut, würden so viele Player an einem Impfstoff arbeiten. «Damit steigt die Chance auf einen Erfolg.» Theis rechnet damit, dass mit viel Glück in einem Jahr ein Impfstoff gegen das Coronavirus auf dem Markt sein wird.

«Wir haben es bereits geschafft, vom Labor zum Patienten zu gelangen», sagt Halbherr. Das sei eine eingespielte Maschinerie, das Know-how sei vorhanden. Nun werde dies auf die Entwicklung eines Impfstoffes übertragen.

David gegen Goliath

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es jedoch über 50 solche Projekte, die an einem Impfstoff forschen. Darunter auch die grossen Player in der Pharmabranche mit Milliarden-Budgets. «Die Dringlichkeit der Situation ermöglicht es aber auch einer kleinen Firma wie uns, in den Markt einzutreten», sagt Forschungsleiter Stefan Halbherr. Aufwendige Tests über mehrere Phasen und mehrere Jahre sind normalerweise nötig – nun soll dieses Prozedere beschleunigt werden.

Nun ist alles etwas anders.
Autor: Stefan Halbherr Forschungsleiter Innomedica

Trotzdem: sind die Tests ähnlich aufwendig, ist Innomedica auf Unterstützung angewiesen. Das Unternehmen prüft, ob der Bund die Studien finanzieren könnte. Zudem sucht es Geld bei den Aktionären oder Instituten. Innomedica steht jedoch selber unter Druck. Weil die Finanzierung unsicher wurde, musste Halbherr allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im März den Lohn kürzen.

Es braucht noch viel

Als Start-up sei er sich aber Unsicherheiten gewohnt. Nichts machen sei das Schlimmste. «Unsere Massnahmen haben zu einem Rumpeln geführt, aber auch zu einer starken Fokussierung.» Seine Leute würden über sich hinauswachsen. Und so will das Start-up beim Prozess dabei sein, wenn derzeit ein neuer Standard definiert wird, wie man künftig auf solche Situationen reagiert.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr ; 

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