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Mit 145'099 Unterschriften Volksinitiative gegen synthetische Pestizide eingereicht

  • Das Komitee «future3.0» aus Neuenburg hat bei der Bundeskanzlei die Volksinitiative «für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» eingereicht.
  • Die Initianten wollen synthetische Pestizide in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in der Boden- und Landschaftspflege verbieten.
  • Verboten werden soll auch die Einfuhr von Lebensmitteln, die synthetische Pestizide enthalten oder mit Hilfe solcher Substanzen hergestellt worden sind.
  • Laut dem Komitee wurden 145'099 Unterschriften gesammelt.

Das Initiativkomitee setzt sich aus sieben Personen aus der Region Neuenburg zusammen, die nach eigenen Angaben keiner politischen Partei angehören. Dabei seien ein Winzer, ein Professor für Bodenbiologie sowie Unternehmer.

Nach Ansicht der Initianten ist es «absolut möglich», die Versorgung der Menschen in der Schweiz aus einheimischer Produktion und Import-Lebensmitteln ohne synthetische Pestizide sicherzustellen. Beispiele zeigten, dass Bauern, die ohne diese Stoffe produzierten, signifikant tiefere Kosten hätten.

Darum sollen synthetische Pestizide verboten werden. Substanzen wie Kupfersulfat wären weiterhin erlaubt, und dasselbe würde für Behandlungen im ökologischen Landbau gelten. Ebenso bliebe das Düngen zulässig.

Auch Glyphosat soll verboten werden

Verbieten wollen die Initianten hingegen den in der EU vor Kurzem für weitere fünf Jahre zugelassene umstrittenen Unkrautvertilgungsmittel Glyphosat. Der Bundesrat stufte dieses Herbizid in einem Bericht als unbedenklich für Konsumenten ein.

Verboten würden auch die für Bienen gefährlichen Stoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam. Diese sogenannten Neonicotinoide dürfen nach Angaben des Bundesamtes für Landwirtschaft ab Ende Jahr nur noch in Gewächshäusern verwendet werden.

Die Volksinitiative «für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» ist nicht der einzige Vorstoss, der ein Verbot von Pestiziden verlangt. Bereits eingereicht wurde die wesensverwandte Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz».

Bauernverband und Gemüseproduzenten dagegen

Der Bauernverband (SBV) lehnt beide Initiativen ab. Das Volksbegehren gegen synthetische Pestizide fordere faktisch ein «Bioland Schweiz» und würde die Produkte der Bauern massiv verteuern, schrieb der SBV. Nur ein kleiner Teil der Konsumenten setze konsequent auf Bio-Lebensmittel.

Pestizide würden auch im Bau-, im Hygiene- und im Gesundheitsbereich gebraucht, macht der SBV geltend. Diese Anwendungen verbiete die Initiative nicht. Der SBV setzt nach eigenem Bekunden auf den nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz. Ein sorgfältiger und verantwortungsvoller Umgang mit Pflanzenschutzmitteln sei wichtig.

Der Verband Schweizer Gemüseproduzenten will die Initiative bekämpfen, weil er befürchtet, dass Gemüsebauern nach einem Ja deutlich weniger Gemüse und Gemüsesorten als bisher produzieren könnten. Für weniger Ertrag wären wesentlich mehr Anbauflächen nötig. Ausserdem würden die Produkte teurer.

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