Jeweils am Mittwoch probt Tabula Musica in den Vidmarhallen in Köniz. 14 Musikerinnen und Musiker mit verschiedenen Begabungen und Beeinträchtigungen spielen unter der Leitung eines Profimusikers. So tönt das:
Zum Einsatz kommen auch zwei neue Instrumente, «Skoog» und «Soundbeam». Sie sind programmierbar und einfach zu bedienen. Ein Glücksfall zum Beispiel für Christa Stein. Vor ihrem Autounfall mit 18 Jahren spielte sie mehrere Instrumente, seither hat sie starke Einschränkungen. Dass sie jetzt in diesem Orchester mitspielen kann, mache sie glücklich, sagt sie. «Musik bedeutet mir alles.»
Andere Voraussetzungen hat Stein Dewinter: Er hat Cello studiert, musste sich aber wegen seines damals noch nicht diagnostizierten Asperger-Autismus kurz vor Abschluss des Musikstudiums umorientieren. Für ihn ist im Orchester wichtig, «dass ich verstanden werde und so sein kann, wie ich bin». Und er möchte sich musikalisch entwickeln können, was nicht ganz einfach sei: «Es sollte weder zu einfach noch zu schwierig für mich sein.»
Für mich ist wichtig, dass ich sein kann, wie ich bin.
Die verschiedenen Fähigkeiten und Bedürfnisse zusammenzubringen, sei eine Herausforderung, sagt die Vereinspräsidentin von Tabula Musica, Nadine Schneider. «Es braucht Flexibilität von uns. Wir passen zum Beispiel die Sitzordnung an oder schauen auf die Lautstärke.» Aber es klappe. Am 20. Juni hat Tabula Musica den ersten grossen Auftritt, im Zentrum Paul Klee in Bern.
20 Jahre inklusiver Tanz
Schon viel länger ist der Berner Verein Beweggrund aktiv: Dort tanzen Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen. Andreas Schmutz vom Vorstand ist selber gehbehindert – und tanzt. Kein Problem, sagt er: «Häufig hat man normierte Vorstellungen von Tanz. Dabei gibt es ganz verschiedene Formen.» Und dann sei eine Gehbehinderung plötzlich kein Hindernis mehr.
Beweggrund gibt es seit 20 Jahren. «In dieser Zeit ist sehr viel gegangen», sagt Schmutz. Zu Beginn habe man nicht gewusst, dass jemand im Rollstuhl auch tanzen kann. Mittlerweile hätten sich die Sehgewohnheiten verändert. «Es kann sein, dass jemand, der nur eine Hand bewegt, das Publikum zu Tränen rührt. Da muss man nicht in perfekten Sprüngen über die Bühne tanzen.»