«Wir haben letztes Jahr ein neues Wohnhaus gebaut. Darin sollen in naher Zukunft eine Käserei und ein Hofladen entstehen. Dafür sammeln wir nun mithilfe von Crowdfunding Geld», sagt Betriebsleiterin Carolin Mazzolini. Die 36-Jährige leitet den Hof. Ihr Mann ist bei ihr angestellt und arbeitet hauptsächlich im Stall.
Innovationsgeist statt Subventionsgelder
Die selbst hergestellten Produkte wie Alpkäse, Joghurt und Milch, sollen dereinst auch von den Touristen gekauft werden, auf die man in Andermatt dank der neuen Hotels im Winter wie im Sommer hofft.
Carolin Mazzolini hat den Bauernhof ihrer Eltern erst vor zwei Jahren übernommen. Die neue Vermarktung von eigenen und anderen lokalen Produkten laufe aber schon gut. Der zweifachen Mutter ist es sehr wichtig nicht nur von staatlichen Subventionen zu leben: «Mein Ziel ist es, dass der Bauernhof immer etwas abwirft. Ausserdem arbeite ich Teilzeit auf der Gemeinde von Göschenen.»
Forschung zeigt: Bergbetriebe im Urserntal immer spezialisierter
Die Situation der Familie Mazzolini ist expemplarisch für zahlreiche andere Bergbauernbetriebe im Urner Urserntal. Das zeigt eine Studie der Aargauer Historikerin Rahel Wunderli. Sie hat über zahlreiche Gespräche die Veränderungen in der dortigen Landwirtschaft untersucht. «Alleine die Tatsache, dass in den letzten Jahrzehnten rund 100 Landwirtschaftsbetriebe verschwunden sind, hat die Situation stark verändert», sagt Wunderli. Heute sei es beispielsweise schwieriger, genossenschaftlich zusammenzuarbeiten.
«Viele Betriebe haben sich spezialisiert. Wenn also beispielsweise Milchbauern zusammen eine Käserei aufbauen möchten, ist es anspruchsvoll, überhaupt genügend Lieferanten zusammenzubringen.» Andererseits hätten die Spezialisierungen auch Vorteile mit sich gebracht, so Rahel Wunderli: «Heute ist nicht mehr so viel über die Korporation, also die Landbesitzerin, geregelt.» Diese habe früher viele Vorgaben gemacht. Etwa wer wann welche Tiere auf welches Feld lassen darf.
Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr.