Seit den massiven Explosionen in einem chinesischen Chemielager vom 12. August sind 23 mutmassliche Verantwortliche verhaftet worden. Darunter elf hohe Beamte des Transportministeriums, der Stadtregierung von Tianjin, der Aufsichtsorgane und des Hafenbetreibers. In Gewahrsam sind laut einer chinesischen Nachrichtenagentur ausserdem zwölf Manager des Unternehmens, in dessen Besitz das Gefahrengutlager gehört, und einer Beratungsfirma.
Die Untersuchungen zur Unglücksursache haben offenbar Vetternwirtschaft und Verstösse gegen Sicherheitsvorschriften enthüllt. Die beiden Chefs des Unternehmens Ruihai, Yu Xuewei und Dong Shexuan, hätten ihre guten Beziehungen ausgenutzt, um an Genehmigungen für den Betrieb des Lagers zu kommen, berichtete die Staatsagentur Xinhua.
Auch hätten sie zeitweise ohne Lizenz die Chemikalien transportiert. Dong Shexuan ist der Sohn des früheren Polizeichefs des Hafens.
Hunderte Menschen in Spitälern
Im ehemaligen Hafengebäude hatten sich rund 700 Tonnen giftiges Natriumzyanid und Hunderte Tonnen andere gefährliche Chemikalien befunden. Es befand sich nur 600 Meter von bewohntem Gebiet entfernt. Obwohl die Beratungsfirma der verhafteten Manager mit einem Sicherheitsgutachten der Umnutzung des Gebäudes als Gefahrengutlager den Weg geebnet hatte, richteten die Explosionen auch in weiter Entfernung massive Schäden an.
Die Zahl der Todesopfer liegt mittlerweile bei 139, 527 Verletzte liegen in Spitälern und 34 Menschen werden noch in den Trümmern vermisst. Im Wasser wurden an sechs Stellen nahe des Explosionsortes übermässige Werte von Zyanid gemessen, die die Grenzwerte um ein duzendfaches überschritten.