Das Wichtigste in Kürze
- Bei den Referenden über mehr Autonomie in zwei norditalienischen Regionen sehen sich die jeweiligen Regierungen als Gewinner.
- Die Regionalpräsidenten der wirtschaftsstarken Gegenden Venetien und Lombardei haben sich nach Schliessung der Wahllokale zum Sieger der Volksbefragungen erklärt.
- Beide Regionen wollen mit den rechtlich nicht bindenden Referenden mehr Kompetenzen von der Regierung in Rom.
- Sie verlangen vor allem, dass ihre Steuern in der Region bleiben. Eine Unabhängigkeit vom Zentralstaat verfolgen sie – anders als die spanische Region Katalonien – nicht.
«Ziel erreicht. Für unser Venetien beginnt eine neue Geschichte», erklärte der Regionalpräsident Venetiens, Luca Zaia, auf Facebook.
Die Referenden sind ein Sieg nicht nur für die Lega, sondern für die Bevölkerung.
Die Referenden seien ein «Sieg nicht nur für die Lega, sondern für die Bevölkerung», betonte auch Lega-Chef Matteo Salvini auf Twitter. Die offiziellen Endergebnisse liegen allerdings noch nicht vor.
Gegner stimmten nicht ab
Doch die Ja-Stimmen allein sind nicht ausschlaggebend, denn wer in Italien Nein sagen möchte, der geht meist gar nicht zur Urne, sondern bleibt einfach zu Hause.
In Italien sind Referenden in vielen Fällen nur dann gültig, wenn über 50 Prozent der Stimmberechtigten an die Urne gehen.
«In Italien sind Referenden in vielen Fällen nur dann gültig, wenn über 50 Prozent der Stimmberechtigten an die Urne gehen. Darum rufen die Gegner eines Vorstosses dazu auf, gar nicht abzustimmen», sagt SRF-Korrespondent Franco Battel.
Stimmbeteiligung entscheidend
Entscheidend ist also auch die Stimmbeteiligung. Und die war in Venetien mit 60 Prozent hoch. Doch in der Lombardei, in der Region um Mailand, lockte die Abstimmung nur etwa 40 Prozent der Stimmberechtigten an die Urne – also nur eine Minderheit.
Die Referenden wurden von der rechtspopulistischen Lega Nord lanciert. Sie ist zwar die stärkste Kraft im Veneto und in der Lombardei, aber sie polarisiert auch, wie Battel weiter sagt.
Lombarden zurückhaltender
Trotz der überwältigenden Mehrheit von Ja-Stimmen ist die vorläufige Bilanz der Abstimmungen in den beiden wohlhabenden Regionen Norditaliens gemischt. Während der Veneto ein deutliches Signal Richtung Rom sendet und Verhandlungen über zusätzliche Rechte und Kompetenzen fordert, ist das Signal aus der Lombardei diskreter.
Das hängt wohl auch damit zusammen, dass die Lega Nord der Lombardei, die während Jahren zusammen mit Silvio Berlusconi in Rom regiert hat, ohne dieser Regionen zusätzliche Kompetenzen zu geben. Viele Lombarden werden sich nun wohl gefragt haben, warum das gerade jetzt anders sein soll. «Da hatte die Lega ein Glaubwürdigkeitsproblem.»
Trotzdem werden die Lombardei und der Veneto in den nächsten Wochen und Monaten Verhandlungen mit Rom über mehr Autonomie zumindest anstossen.