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Armenien/Aserbaidschan Konflikt um Bergkarabach – darum geht es

Die Region kommt nicht zur Ruhe. Warum eigentlich? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist der Kern des Konflikts? Es geht darum, wer über das Gebiet bestimmt und wer dort leben darf. Im ersten Krieg um Bergkarabach 1992 bis 1994 vertrieben armenische Truppen die aserbaidschanische Minderheitsbevölkerung und errichteten eine eigene, nur noch armenisch besiedelte Republik. International ist das Gebiet allerdings als Teil Aserbaidschans anerkannt. Im zweiten Krieg im Herbst 2020 eroberte Aserbaidschan die umliegenden Regionen und einen Teil von Bergkarabach. Der armenischen Bevölkerung blieb ein Rumpfstaat. Nun droht ihnen die Vertreibung aus ganz Bergkarabach.

Wer will was? Aserbaidschan möchte ganz Bergkarabach kontrollieren. Die Karabach-Armenier und -Armenierinnen pochen auf Selbstbestimmung. Eine Eingliederung in den aserbaidschanischen Staat lehnen sie ab, sie befürchten Unterdrückung und ethnische Säuberung. Tatsächlich wird Aserbaidschan autokratisch regiert, Menschenrechte zählen wenig. Dazu kommen die vielen Gewalterfahrungen auf beiden Seiten, die ein Zusammenleben erschweren würden.

Warum sind russische Friedenstruppen vor Ort? Russland hat im Herbst 2020 den Waffenstillstand vermittelt und Truppen geschickt. Die armenische Bevölkerung fühlt sich allerdings von den russischen Truppen zu wenig geschützt. Der jüngste Angriff von Aserbaidschan zeigt, dass die Friedenstruppen wenig für die Karabach-Armenierinnen und -Armenier unternehmen.

Warum die neue Gewalt? Die aserbaidschanische Führung setzt alles daran, um endlich über ganz Bergkarabach verfügen zu können. Sie ist unzufrieden mit dem Verlauf der Verhandlungen seit dem Waffenstillstand, obwohl die armenische Regierung Konzessionen gemacht hat. Nun will Aserbaidschan seine Ansprüche mit Gewalt durchsetzen. Die lokale «Verteidigungsarmee» der Karabach-Armenier stellt sich dem entgegen.

Gibt es keine Verhandlungslösung? Seit 1994 laufen ergebnislose Verhandlungen zwischen Armenien und Aserbaidschan. Aserbaidschan ist militärisch inzwischen deutlich überlegen und stellt sich auf den Standpunkt, man müsse nicht mehr über den Status des Gebietes verhandeln, da dieses zu Aserbaidschan gehöre. Die armenische Regierung, die sich bisher als Schutzmacht der armenischen Bevölkerung von Bergkarabach verstanden hat, ist auf Distanz gegangen und überlässt es den lokalen Behörden, mit Aserbaidschan zu verhandeln. Armenien steht den Karabach-Armeniern im jüngsten Konflikt auch nicht militärisch bei.

Echo der Zeit, 19.9.2023, 18:00 Uhr

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