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Auch Export betroffen Ein Pilz rafft Kolumbiens Bananen dahin

  • Eine bisher vor allem in Asien und Afrika auftretende Bananenkrankheit hat Plantagen des fünftgrössten Bananenexporteurs Kolumbiens befallen.
  • Die Pilzkrankheit mit dem Namen Tropical Race 4 (TR 4) lässt die Pflanzen absterben.
  • Betroffen ist die Sorte «Cavendish», die zum Beispiel auch von der Migros in die Schweiz importiert wird. Zu Engpässen kommt es aber vorläufig nicht.

Bisher sind Bananenstauden auf 175 Hektar im Departement La Guajira im Nordosten Kolumbiens betroffen. Dies teilt das Landwirtschaftsinstitut (ICA) mit. Davon seien 168.5 Hektar bereits gerodet worden. Für den Bananenbau sind die gerodeten Flächen nicht mehr verwendbar.

Vorläufig keine Auswirkungen bei Migros und Coop

Der Schweizer Detailhändler Migros importiert die Bananensorte «Cavendish», wie eine Sprecherin sagt. «Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es jedoch keine Verfügbarkeitseinschränkungen.» Ähnlich klingt es beim Konkurrenten Coop: «Coop bezieht keine Bananen von den betroffenen Plantagen. Unsere Bananen stammen grossmehrheitlich aus der Dominikanischen Republik, aus Peru und aus Ecuador», so eine Coop-Sprecherin.

Notstand in Kolumbien

Bislang ist in Kolumbien nur ein recht kleines Gebiet von der Plage betroffen: Insgesamt werden in Kolumbien auf rund 49'000 Hektar Bananen angebaut. Zuletzt führte das südamerikanische Land rund 1.9 Millionen Tonnen Bananen aus. Hauptabnehmer waren Belgien, die USA und Italien.

Um eine Ausbreitung des Pilzes auf andere Anbauregionen zu verhindern, erklärte die kolumbianische Regierung den Notstand. «Es wurde ein Sicherheitssystem eingerichtet», sagte Landwirtschaftsminister Andrés Valencia zuletzt im Radiosender Caracol. «Alle Container mit Bananen für den Export werden desinfiziert und ständig kontrolliert, bis sie im Hafen ankommen.»

Ein Mann arbeitet auf einer Bananenfarim in Carepa (Kolumbien).
Legende: Kolumbien führt jährlich gegen zwei Millionen Tonnen Bananen aus (im Bild: Bananenfarm in Carepa/Kolumbien). Reuters

Die Behörden und Bauern setzen nun alles daran, damit sich die Seuche nicht weiter ausbreitet. «Der Pilz steckt im Boden und kann an den Schuhen hängenbleiben», sagte Valencia weiter. «Arbeiter, die die Anbauflächen betreten, werden deshalb vorher und nachher auch desinfiziert.»

Noch keine Lösung in Sicht

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Die UNO-Welternährungsorganisation (FAO) hatte erst 2016 ein Papier zur Ausbreitung von TR4 veröffentlicht, in dem es heisst: «Das weltweite Problem mit TR4 besteht darin, dass es bisher keine wirksamen Möglichkeiten der Ausrottung gibt». Der Pilz könne Jahrzehnte in der Erde überleben.

Der Pilz TR4 ist bereits seit den 1990er-Jahren bekannt. «In den letzten drei Jahren hat er sich allerdings rasant ausgebreitet», sagt Harold Meijer. Er forscht über die Bananenzucht und deren Pilzkrankheiten an der Universität Wageningen. Auch er glaubt nicht, dass der Pilz zu stoppen sei. Die Ausbreitung könne allerdings verlangsamt werden.

Mehrere Sorten statt nur eine

Bisher sei noch unklar, welche Gene angegriffen werden. «Mit der Genschere Crispr/Cas9 könnten diese dann entfernt werden», so Meijer. Eine andere Möglichkeit wäre, Gene von resistenten wilden Bananensorten in die «Cavendish» einzupflanzen.

Der Verkauf von gentechnisch veränderten Bananen ist in Europa jedoch (noch) verboten. Laut dem Forscher wäre es aber möglich, in den nächsten zehn Jahren eine neue Bananensorte zu züchten. «Am besten wäre es aber, mehrere Bananensorten zu haben.»

Für Menschen ungefährlich

Für die Konsumenten stelle der Pilz aber keine Gefahr dar, sagte der Minister. «Der Pilz befällt nicht die Frucht, sondern nur die Pflanze.» Auch der Deutsche Fruchthandelsverband versicherte, der Pilz sei für den Menschen ungefährlich. Bananen von befallenen Stauden könnten bedenkenlos verzehrt werden.

Die Bananensorte «Cavendish» hatte die bis in die 1960er Jahre vertriebene Sorte «Gros Michel» ersetzt, die von der Panamakrankheit dezimiert wurde. «Cavendish» ist zwar resistent gegen den Pilzstamm TR1, der «Gros Michel» heimgesucht hatte, kann sich aber des Stammes TR4 nicht erwehren.

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