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Zuwanderung in Australien Australiens Bevölkerung wird asiatischer

Darum geht es

  • Die neuste Volksbefragung des australischen Amts für Statistik hat gezeigt, dass erstmals mehr asiatischstämmige Menschen nach Australien einwanderten als Menschen aus Grossbritannien oder Europa.
  • Gut ein Viertel der Australier ist entweder im Ausland geboren oder stammt von ausländischen Eltern ab. Um sie ging es in der Befragung.
  • In der Politik des Landes spüre man davon wenig, sagt SRF-Korrespondent Urs Wälterlin.

SRF News: Woher kommen die Menschen, die jetzt nach Australien einwandern?

Urs Wälterlin: In den letzten fünf Jahren sind 1,3 Millionen Menschen in Australien eingewandert. Das steigerte die Einwohnerzahl auf 23,4 Millionen Menschen. Der grösste Teil der asiatischen Neuankömmlinge stammt aus China, aus Indien, auch aus den Philippinen und etwas weniger aus Vietnam und Malaysia.

Der grösste Teil der asiatischen Neuankömmlinge stammt aus China, aus Indien, auch aus den Philippinen und etwas weniger aus Vietnam und Malaysia.

Bei den meisten handelt es sich um gut ausgebildete Leute, um Menschen mit zum Teil sehr gesuchten und spezifischen Berufskenntnissen. Sie sind meist jung, was für Australien sehr gut ist, denn wie viele Industrieländer leidet auch Australien unter der Überalterung. 2016 waren fast 16 Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre. Die Verjüngung ist ein sehr wichtiger Aspekt. Denn auch in Australien läuft die Debatte, wie in Zukunft eine Altersvorsorge garantiert werden kann, wenn Australier immer weniger Kinder haben. Die zunehmende Asianisierung macht vielen Australiern Angst, sie gibt rassistischen Parteien Auftrieb. Allerdings hat sich die Aufmerksamkeit der Rassisten, unter anderem auch derjenigen der offen rassistischen Partei One Nation, in Richtung muslimische Einwanderer verschoben. In beiden Fällen sind die Sorgen aber unberechtigt. Neuzuwanderer, und das zeigen neue Studien, sind generell anpassungswillig und tragen auch wirtschaftlich sehr rasch zum Allgemeinwohl bei.

Zuwanderer in Australien sind generell anpassungswillig und tragen auch wirtschaftlich rasch zum Allgemeinwohl bei.

Wie stark orientiert sich Australien an seinen asiatischen Nachbarn?

Hier fährt Australien politisch und wirtschaftlich auf zwei unterschiedlichen Schienen. Politisch ist das Land nach wie vor ein Pfeiler des Westens, ein Pfeiler der westlichen Zivilisation. Die kulturellen Verbindungen zum ehemaligen Mutterland Grossbritannien sind nach wie vor stark und das Bündnis mit den Vereinigten Staaten scheint auch unter Trump nicht zu wanken. Verteidigungspolitisch ist diese Verbindung extrem wichtig. Gleichzeitig aber ist die australische Wirtschaft auf Gedeih und Verderb von Asien abhängig, allen voran von China. Dorthin geht der grösste Teil der Exporte, vor allem der Rohstoffe. Das führt zu einem gewissen Problem, denn China und die Vereinigten Staaten sind zunehmend auf Konfrontationskurs. Bis jetzt hat Canberra auf beiden Hochzeiten getanzt. Wie lange das noch funktioniert, ist offen.

Ist der Einfluss der asiatischstämmigen Menschen in Australiens Politik spürbar?

Nein, in dieser Hinsicht ist das australische Parlament in den 50er Jahren hängengeblieben. Damals galt noch die Politik des weissen Australiens. Nach wie vor werden beide Häuser des Parlaments von weissen Männern mittleren Alters mit angelsächsischem Hintergrund dominiert.

Nach wie vor werden beide Häuser des Parlaments von weissen Männern mittleren Alters mit angelsächsischem Hintergrund dominiert.

Es gibt zwar einzelne asiatische Parlamentarierinnen, aber das Sagen hat ganz klar noch immer die alte Elite. Das hat sicher auch damit zu tun, dass anders aussehende Australier, zum Teil auch Muslime, vor allem in den Grossstädten leben. Für einen Asiaten in einem derart monokulturellen Umfeld einen Parlamentssitz ergattern zu können, ist praktisch undenkbar.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

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