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Ausufernde Gewalt in Rio Militär übernimmt Kontrolle

  • Bandenkämpfe, Schiessereien und Raubüberfälle fordern in der Olympiastadt von 2016 soviele Tote wie seit neun Jahren nicht mehr.
  • Jetzt bietet der brasilianische Präsident Michel Temer das Militär auf, um die Kontrolle über die Millionenmetropole zurückzugewinnen.
  • Die Intervention gilt per sofort, muss vom Kongress aber noch gebilligt werden.

Polizisten am Strand von Rio. Jetzt unterstehen sie dem Militär.
Legende: Polizisten am Strand von Rio. Jetzt unterstehen sie dem Militär. Reuters

«Ich habe diese Massnahme ergriffen, weil die Umstände es erfordern. Die Regierung wird harte und entschlossene Antworten finden, um das organisierte Verbrechen und die kriminellen Banden zu besiegen», sagte der Staatschef.

Kongress muss der Massnahme noch zustimmen

Die Anordnung wird sofort wirksam, muss aber innerhalb von zehn Tagen vom Kongress gebilligt werden. Es ist die erste umfassende Intervention im Inneren seit der Verabschiedung der Verfassung im Jahr 1988 nach dem Ende der Militärdiktatur. Der Einsatz soll voraussichtlich bis Ende des Jahres dauern.

Bereits jetzt unterstützen Soldaten die Polizei in Rio. Mit dem neuen Dekret soll das Militär aber offenbar verantwortlich für das gesamte Sicherheitskonzept im Bundesstaat sein und auch die Einsätze der Polizei koordinieren. Über die Einzelheiten herrscht allerdings noch Unklarheit.

40 Tötungsdelikte auf 100'000 Einwohner

«Heute beginnen wir eine Schlacht, an deren Ende nur unser Sieg stehen darf. Wir zählen auf all die guten Männer und Frauen an unserer Seite, die den Kampf unterstützen», sagte Temer. Missionschef soll General Walter Souza Braga Netto werden, der bereits für die Sicherheit während der Olympischen Spiele 2016 verantwortlich war.

Rio de Janeiro leidet unter Gewalt und Kriminalität. Vor allem während der nun zu Ende gehenden Karnevalssaison häuften sich die Raubüberfälle. Zudem kämpfen Drogenbanden um die Kontrolle und liefern sich Schiessereien untereinander oder mit der Polizei. Im vergangenen Jahr lag die Mordrate im Bundesstaat bei 40 Tötungsdelikten je 100'000 Einwohner - der höchste Wert seit 2009. Zudem wurden über 230'000 Raubüberfälle registriert.

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