Zum Inhalt springen

Cleveres Geschäftsmodell Affen auf Bali haben den Tauschhandel perfektioniert

Wirtschaftliches Denken: Auf Bali klauen Affen Handys und Portemonnaies, um dafür Mangos oder Bananen zu tauschen.

Ferien auf Bali – das klingt nach Sonne, Strand und Entspannung. Doch für manche Touristen hält die Insel eine besondere Überraschung bereit: einen tierischen Taschendieb. Wer hier sein Handy oder seine Sonnenbrille nicht im Auge behält, muss oft Lösegeld zahlen. Die Täter? Langschwanzmakaken, auch Javaneraffen genannt.

«Die Täterschaft, das sind Affen und die klauen nicht einfach wahllos, sondern gehen ganz gezielt vor», erklärt Pascal Lago von der SRF-Wirtschaftsredaktion.

Diese Primaten, vor allem am Uluwatu-Tempel zu finden, haben ein erstaunliches Talent entwickelt: Sie klauen Handys und Sonnenbrillen und «tauschen sie dann zurück gegen Bananen und Mangos».

Was wie ein Streich wirkt, ist ein ausgeklügeltes Wirtschaftssystem, das selbst Wissenschaftler staunen lässt. «Sie machen das so erfolgreich, dass Wissenschaftlerinnen angefangen haben, sie zu erforschen, und zwar nicht nur Biologen, sondern auch Wirtschaftswissenschaftler», so Lago. Der Grund: «Die Affen zeigen wirtschaftliches Denken».

Profitmaximierung auf Affenart

Die Affen von Uluwatu haben den Tauschhandel perfektioniert. Sie wissen genau, was sich lohnt: «Sie klauen am liebsten Handys, weil sie wissen, dass sie für Handys mehr Früchte bekommen, als wenn sie nur zum Beispiel Haarspangen mitgehen lassen».

Sie haben ein «Verständnis für Währungen und Werte entwickelt» und maximieren ihren Profit. Besonders begehrt sind Portemonnaies, dafür gibt es Roheier – ihr Lieblingsessen.

Lächelndes Paar füttert Affen.
Legende: Die Makaken wissen genau, wie sie den Touristen Futter entlocken. Imago / Muhammed Selim Korkutata

Wie haben die Forscher das herausgefunden? Einfach: Die Affen klauen so oft – täglich rund zehn Handys und Dutzende Sonnenbrillen – dass die Wissenschaftler Kameras aufstellen und den Tauschhandel filmen konnten.

Dabei zeigte sich, dass «ältere Affen besser klauen als jüngere, dass sie also lernen». Die Jüngeren beginnen oft mit weniger wertvollen Objekten wie Wasserflaschen oder Haarspangen, wofür sie auch weniger Früchte erhalten.

Wenn Füttern keine Lösung ist

Angesichts dieser Erkenntnisse könnte man meinen, die Lösung sei einfach: Man füttere die Affen, und sie hören auf zu stehlen. Doch weit gefehlt! «Das haben die indonesischen Behörden auch schon probiert, aber die Affen klauen dann trotzdem weiter, dann einfach zum Spass», berichtet Pascal Lago.

Und das ist noch schlimmer, denn dann haben sie keinen Grund mehr zum Tauschen, und die Touristen bekommen ihre Wertsachen gar nicht mehr zurück. Deshalb gibt es auf Bali eine spezielle Lösung: «Offizielle Tempelangestellte, die nur dafür da sind, mit diesen Affen zu verhandeln». Sie zahlen das Lösegeld und wissen genau, wie sie mit den cleveren Primaten umgehen müssen.

Wirtschaftsdenken im Tierreich?

Die Frage, inwiefern Primaten wirklich wirtschaftlich denken können, ist ein breites Forschungsfeld. Vergleiche mit anderen Affenarten geben Hinweise: «Es gibt zum Beispiel Schimpansen, die ihre Affenkollegen mit Fleisch bestechen. Sie kaufen sich so ihre Loyalität», führt Lago aus. Oder sie teilen Futter mit Weibchen, in der Hoffnung auf spätere Vorteile.

Diese Beobachtungen, in zahlreichen wissenschaftlichen Studien dokumentiert, legen nahe, dass Tauschhandel und strategisches Denken im Tierreich präsenter sind, als man gemeinhin annimmt. Die balinesischen Makaken sind dabei die prominentesten Beispiele für eine tierische «Diebeswirtschaft» mit erstaunlichem Geschäftssinn.

SRF 3 Wirtschaft, 14.8.2025, 17:40 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel