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International Belfast: Paramilitärs brutalisieren Proteste

In der nordirischen Hauptstadt Belfast hat es die vierte Nacht in Folge Ausschreitungen gegeben. Die Polizei verdächtigt inzwischen die paramilitärische Gruppe Ulster Volunteer Force (UVF) die Proteste zu infiltrieren.

Eine Menschenmenge hat am späten Sonntagabend in Nordirlands Hauptstadt Belfast mit Stahlbarrieren, Steinen, Feuerwerkskörpern und Flaschen Polizisten attackiert. Diese patrouillierten im Osten der Stadt.

Kein Ende der Gewalt abzusehen

Die nordirische Polizeigewerkschaft erklärte, das Abfeuern von Schüssen auf Polizisten zeige dabei, dass sich Paramilitärs unter die Demonstranten gemischt hätten. Die Proteste würden von der paramilitärischen Gruppe Ulster Volunteer Force (UVF) ausgenutzt, erklärte Gewerkschaftschef Terry Spence.

Video
Brennende Autos und Grosseinsatz der Polizei in Belfast (unkommentiert).
Aus News-Clip vom 07.01.2013.
abspielen. Laufzeit 23 Sekunden.

Auch aus anderen Gegenden der Stadt wurden Unruhen gemeldet. Kurz zuvor hatten noch Politiker und Kirchenvertreter darüber beraten, wie die jüngsten Unruhen beendet werden könnten. Ein Teilnehmer erklärte jedoch, angesichts des Mangels an Engagements der Protestveranstalter sei nicht mit einem baldigen Ende zu rechnen.

Bereits in den vergangenen Nächten hatte es in Belfast Ausschreitungen mit zum Teil hunderten Demonstranten gegeben. Laut Polizei wurden bislang 52 Beamte verletzt, zudem gab es 70 Festnahmen. 47 Menschen müssen sich strafrechtlich verantworten.

3500 Getötete

Die Unruhen im zu Grossbritannien gehörenden Nordteil der irischen Insel richten sich gegen eine Entscheidung des Stadtrats von Belfast von Anfang Dezember. Der Rat hatte verfügt, die britische Flagge nicht mehr jeden Tag über dem Rathaus wehen zu lassen. Dagegen wehren sich pro-britische Protestanten.

Audio
Protestantische Bevölkerung Nordirlands fühlt sich bedroht
aus Echo der Zeit vom 07.01.2013. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 34 Sekunden.

In drei Jahrzehnten gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen London-treuen Protestanten und den nach einem vereinten Irland strebenden Katholiken wurden rund 3500 Menschen getötet. Mit dem Friedensabkommen von 1998, das die Machtteilung zwischen Protestanten und Katholiken vorsieht, wurde der Konflikt weitgehend beendet.

Die gespaltene Insel

Bereits 1169 bricht der Konflikt zwischen den katholischen Iren und den protestantischen Briten auf. Englands König Heinrich II. erobert Teile der grünen Insel und ernennt sich zum König von Irland. Heinrich der VIII. verleibt sich die ganze irische Insel ein und wird 1541 zum König von Irland ernannt. Die Katholiken werden nun von den siegreichen Protestanten verfolgt.

Von der Region Ulster im Norden der Insel, dem heutigen Nordirland, geht 1595 ein katholischer Aufstand aus. Bis 1603 wird ganz Irland von den Unruhen erschüttert. Als Vergeltungsmassnahme enteignen die Engländer zahlreiche irische Grundbesitzer.

Ab 1609 werden in der Region Ulster gezielt protestantische Engländer und Schotten angesiedelt. Sie bilden die Grundlage des protestantischen Bevölkerungsteils des heutigen Nordirland. Nach einer weiteren Niederschlagung eines katholischen Aufstandes 1649/50 werden die Katholiken in Ulster enteignet und umgesiedelt.

Im Jahre 1801 wird Irland in das Vereinigte Königreich eingegliedert. Erst 1921 erlangt der Südteil der Insel durch den anglo-irischen Vertrag einen autonomen Status. Die Spaltung der Insel ist damit vollzogen. Nordirland bleibt im protestantischen Königreich. Im 20. Jahrhundert gründeten sich mit der katholischen «Irish Republican Army» (IRA) und verschiedenen protestantischen Gruppen die gewaltbereiten Lager. Zahlreiche Friedensbemühungen brachten Fortschritte, der Konfliktherd brandet aber immer wieder auf. 

In der folgenden Grafik sehen Sie wichtige historische Daten des Konfliktes um Nordirland. 

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