Nur wenige Stunden nach der von der Regierung ausgerufenen befristeten Waffenruhe ist es in der Ostukraine zu neuen Kämpfen zwischen der Armee und den prorussischen Separatisten gekommen.
Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, sich nicht an die vom neuen Präsidenten Petro Poroschenko erklärte einwöchige Feuerpause zu halten.
In Kiew sagte ein Armeesprecher, zwei Posten an der Grenze zu Russland seien von Heckenschützen und mit Granatwerfern angegriffen worden. Dabei seien neun Soldaten verletzt worden.
Im Landesinneren seien weitere zwei Posten mit Maschinengewehren sowie Granatwerfern beschossen worden. Auch im Umland der Separatistenhochburg Slawjansk versuchten demnach die Rebellen, einen von der Armee gehaltenen Hügel zu stürmen.
Die Rebellen warfen dagegen der Regierung vor, sich nicht an ihren Waffenstillstand zu halten. Entweder würden die Truppen dem Präsidenten nicht Folge leisten oder Poroschenko lüge.
Die von Poroschenko am Freitag ausgerufene Feuerpause ist ein zentrales Element seines 15 Punkte umfassenden Friedensplans. Sie soll für eine Woche gelten und es den Separatisten ermöglichen, ihre Waffen niederzulegen und so einen Frieden einzuleiten.
Zu dem Friedensplan zählt auch eine Dezentralisierung der Macht und die Verabschiedung eines Verfassungszusatzes zum Schutz der russischen Sprache.
Im Gegenzug wird von den Separatisten die Räumung aller besetzten Regierungsgebäude gefordert und ihnen zugleich eine Amnestie angeboten.
Putin begrüsst Feuerpause
Kremlchef Wladimir Putin begrüsst die einseitige Feuerpause im erbitterten Ukraine-Konflikt, drängt aber auf einen Dialog der Kiewer Führung mit den Separatisten. «Ohne praktische Taten, die auf den Beginn eines Verhandlungsprozesses gerichtet sind, wird der Plan unrealistisch und nicht lebensfähig sein», betonte Putin.
Gleichzeitig ordnete der Kremlchef für zehntausende Soldaten von Westsibirien bis in die Wolgaregion Militärübungen an. Die Truppen des zentralen Militärbezirks seien in «volle Gefechtsbereitschaft versetzt» worden, zitierten russische Nachrichtenagenturen Verteidigungsminister Sergej Schoigu.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Barack Obama und Frankreichs Staatschef François Hollande hatten Putin am Freitagabend aufgefordert, die Soldaten von der Grenze zur Ukraine abzuziehen.