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International Christmesse in Rom: «Die Welt braucht mehr Zärtlichkeit»

Der Welt fehlt es an Zuneigung und Geduld, bemängelt Papst Franziskus. Zudem forderte er in seiner Predigt während der Weihnachtsmesse «mehr Mut, die Probleme der Menschen neben uns mitzutragen». Auch in Bethlehem feierten tausende Christen die Nacht der Geburt Jesu Christi.

Papst Franziskus hat am Heiligen Abend in der Weihnachtsmesse fehlende Zuneigung in der Welt bemängelt. «Wie sehr braucht doch die Welt von heute Zärtlichkeit», sagte das Oberhaupt der 1,2 Milliarden Katholiken während seiner Predigt im Petersdom in Rom. Zugleich hob er die Geduld Gottes hervor.

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Mitternachtsmesse in Rom
Aus Tagesschau vom 24.12.2014.
abspielen. Laufzeit 26 Sekunden.

In und vor der Basilika hatten sich Tausende Menschen versammelt, um den Worten des Papstes zuzuhören. Die Christmette ist ausser der päpstlichen Ansprache und dem Segen «Urbi et Orbi» am ersten Weihnachtsfeiertag der Höhepunkt der christlichen Weihnacht.

«Nur sachliche Lösungen?»

Franziskus sagte bei seiner Predigt vor 5000 Gläubigen im Petersdom: «Haben wir den Mut, mit Zärtlichkeit die schwierigen Situationen und die Probleme des Menschen neben uns mitzutragen, oder ziehen wir es vor, sachliche Lösungen zu suchen, die vielleicht effizient sind, aber der Wärme des Evangeliums entbehren?» Der argentinische Pontifex kritisierte ferner die «Arroganten, die Stolzen, diejenigen, die die Gesetze nach ihren persönlichen Kriterien machen».

Der 78-Jährige sprach weiter von dem Licht, das mit der Geburt Jesu in die Welt gekommen sei. «Auch wir sind in dieser Heiligen Nacht durch die Finsternis, welche die Erde umhüllt, zum Haus Gottes gekommen.» Gott kenne «keinen Wutanfall und keine Ungeduld. Er ist immer da, wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn».

Papstpredigt im Original

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Radio Vatikan hat die Ansprache des Papstes während der Heiligen Messe am Weihnachtsabend dokumentiert.

Erstmals in 3D übertragen

Der österreichische Musikdirektor Manfred Honeck vom Pittsburgh Symphony Orchestra dirigierte bei der Messe Mozarts «Et incarnatus est». Draussen auf dem Petersplatz leuchteten feierlich der Weihnachtsbaum aus Kalabrien und die Krippe aus Verona.

Erstmals wurde die Christmette, die Franziskus zum zweiten Mal leitete, in 3D live übertragen. Kinder unter anderem aus Italien, Korea und den Philippinen - Länder, die der Papst bereist hat oder noch besuchen wird - hatten den Pontifex beim Einzug in den Petersdom begleitet und Blumen vor einer Figur des Jesuskindes niedergelegt.

Päpstlicher Anruf im Nordirak

Vor der Christmette hatte Franziskus ein Flüchtlingslager für verfolgte Christen im Nordirak angerufen, um den Menschen dort Mut zu machen. Die Menschen in dem Camp von Ankawa waren im Sommer aus Mossul und der Ninive-Ebene gekommen, von wo sie vor den Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geflohen waren. «Denken wir an die Kinder, wenn Jesus zu uns kommt. Und ich denke auch an die Grosseltern, die Älteren», fügte er hinzu. «Ich bin Euch nahe, von ganzem Herzen sehr nahe.»

Kinder aus Korea und den Philippinen legen Blumen vor einer Figur des Jesuskindes nieder.
Legende: Kinder aus Italien, Korea und den Philippinen begleiten den Papst zur Mitternachtsmesse und legen Blumen. EVN EBU

Im Lager Ankawa bei Erbil im Norden des Iraks haben Tausende Menschen vor der Gewalt der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Zuflucht gesucht. «Ihr seid wie Jesus in der Nacht seiner Geburt, als er gezwungen wurde zu fliehen», sagte der Papst.

«15 Krankheiten»

Heute Donnerstag, dem ersten Weihnachtsfeiertag, spricht Franziskus um die Mittagszeit seine Weihnachtsbotschaft und wird dann den Segen «Urbi et Orbi» (für die Stadt und für die Welt) geben. Das Ereignis wird weltweit im Fernsehen und Internet übertragen, Millionen sehen regelmässig zu.

Der Papst hatte wenige Tage vor Weihnachten für Aufregung gesorgt, als er gegen die Bürokratie und Machtversessenheit der römischen Kurie gewettert und deren «15 Krankheiten» aufgelistet hatte.

Dudelsackklänge im Heiligen Land

Tausende Christen aus aller Welt hatten schon am Morgen an den traditionellen Weihnachtsfeiern im Heiligen Land teilgenommen. Vor der Geburtskirche in Bethlehem begrüssten christliche Araber und Pilger am Nachmittag Fouad Twal, den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem. Pfadfinder-Gruppen empfingen das Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land mit Dudelsackmusik.

Die traditionelle Prozession zur Geburtskirche in Bethlehem begann am Mittag am Jaffa-Tor in Jerusalem. Der in ein purpurfarbenes Gewand gekleidete 74-jährige Patriarch Twal führte den feierlichen Zug in die knapp zehn Kilometer entfernte Stadt Bethlehem an. Auch in Jerusalem und Nazareth begehen Tausende von Christen das Weihnachtsfest.

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Weihnachten in Bethlehem
Aus Tagesschau vom 24.12.2014.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 23 Sekunden.

Gaza wartet auf Wiederaufbau

Der lateinische Patriarch hat bei der Weihnachtsmesse in Bethlehem den Wiederaufbau des Gazastreifens und die Verbesserung der Lebensbedingungen seiner Bewohner gefordert. Der dritte aufeinander folgende Krieg in Gaza vor vier Monaten habe Tausende von Opfern gefordert, beklagte Twal in der Geburtskirche.

«Noch schlimmer ist, dass all diese Opfer umsonst gewesen zu sein scheinen: An den Wurzeln des Problems hat sich nichts geändert. Das israelische Volk lebt weiterhin in Angst und Unsicherheit, während das palästinensische Volk weiterhin nach Unabhängigkeit und Freiheit ruft und Gaza wartet darauf, zum dritten Mal neu aufgebaut zu werden. Dieser Krieg hat den Hass und das Misstrauen zwischen den beiden Völkern vertieft und es in eine Spirale der Gewalt und der Repressalien gebracht», sagte Twal in seiner Predigt.

Ein Pilger entflammt kleine Kerzen in der dunklen Kirche.
Legende: Christliche Pilger zünden in der Geburtskirche Christi in Bethlehem Kerzen an. Keystone

«Verheerender Krieg»

In seiner Weihnachtsbotschaft hatte Twal an die Pilgerreise von Papst Franziskus ins Heilige Land als eine der «besten Zeiten» des Jahres erinnert. Gleichzeitig sprach er hinsichtlich des Gaza-Kriegs und der jüngsten Unruhen von der «schlimmsten Zeit». «Dieser verheerende Krieg, mit einem Blutbad in Gaza, war schrecklich und hat uns schockiert.»

Nach Angaben des israelischen Tourismus-Ministeriums werden über die Weihnachtstage rund 70'000 ausländische Besucher erwartet. Wegen der angespannten Sicherheitslage im Nahen Osten sind dies deutlich weniger als in früheren Jahren.

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