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International Das Interview-Debakel des Bernie Sanders

Bernie Sanders hat ein Interview gegeben, das vor allem seiner Gegnerin Hillary Clinton Auftrieb geben dürfte. Denn: Der demokratische Präsidentschaftsbewerber offenbarte darin, dass er auf konkrete Fragen zu seiner Politagenda kaum eine Antwort weiss. Nicht einmal zu seinem Steckenpferd.

Es lief richtig schlecht für den demokratischen Präsidentschaftsbewerber – und das zwei Wochen vor den wichtigen Vorwahlen im Bundesstaat New York, die er unbedingt gewinnen will: «Das war nahe an einem Desaster für Bernie Sanders», titelte am Dienstag die «Washington Post» und das Magazin «The Atlantic» fragte sich: «Was versteht Bernie Sanders von Politik?» Beide nehmen Bezug auf ein Interview, das die «New York Daily News» tags zuvor in voller Länge veröffentlichte – und dieses könnte für ihn politisch zur schweren Hypothek werden.

Denn Sanders zeigte sich darin oft ahnungslos: Mehrfach konnte er auf konkrete Fragen keine Antwort geben, weil ihm nach eigener Aussage «nicht alle relevanten Fakten» vorlägen, oder er kannte wichtige Aspekte von politischen Prozessen oder Gesetzesgrundlagen nicht.

Hillary Clinton lacht und winkt
Legende: Gratis-Werbung: Hillary Clintons Kampagnenführer liessen sich die Möglichkeit zum Sanders-Bashing nicht entgehen. Keystone

Sanders: «Bisher kaum Gedanken gemacht»

Besonders schaden dürfte ihm, dass er nicht einmal genau ausführen konnte, wie er die amerikanischen Grossbanken wegen der Too-big-to-fail-Problematik konkret aufspalten will – und welche Befugnisse er dabei als Präsident tatsächlich hätte. Und dies, obwohl es eines der Hauptthemen seines Wahlkampfs ist.

Auch aussenpolitisch zeigte sich Sanders alles andere als sicher in der Materie. Auf die Frage, wo er denn ausserhalb von Guantánamo einen gefangengenommenen IS-Kommandeur festhalten und befragen würde, meinte Sanders beispielsweise: «Darüber habe ich mir bisher kaum Gedanken gemacht. Ich nehme an, irgendwo in der Nähe des Ortes, wo er gefangen genommen wurde.»

Gefundenes Fressen für die Clinton-Kampagne

Anstatt Sanders Wahlkampf im Bundesstaat New York zu beflügeln, liefert das Interview nun vor allem seiner Gegnerin Hillary Clinton Munition im Kampf gegen den nach eigenen Angaben «demokratischen Sozialisten». Die Clinton-Kampagnenführer liessen sich die Gelegenheit denn auch nicht durch die Lappen gehen: Sie verschickten das Interview per Email an sämtliche Clinton-Unterstützer und erklärten öffentlich: «Wir sagen schon lange, dass es bei diesen Vorwahlen darum geht, wer wirklich dazu fähig ist, die anstehenden Probleme zu lösen. Liest man dieses Interview, hat man den Eindruck, Senator Sanders hat sich zu diesen nicht wirklich Gedanken gemacht.»

Auch manch politischer Beobachter in den USA sieht sich nach dem Interview in seiner Ansicht gestärkt, dass Sanders keinen konkreten Plan hat, wie er seine innenpolitischen Forderungen umsetzen will. Und fragen sich, ob er fähig ist, die aussenpolitischen Herausforderungen des Präsidentenamtes zu meistern. MSNBC-Inlandkorrespondentin Joy Reid schreibt auf Twitter: «Ich denke, das ist klassischer Sanders: Lange Ausführungen zur Überzeugung, kurze zum Wie.»

Auch Politanalyst Mark Halperin lässt kein gutes Haar an Sanders. «Hätte Hillary Clinton solche Antworten gegeben, wäre sie gekreuzigt worden», schreibt er auf Twitter.

Eine Übung in Schadensbegrenzung

Mittlerweile hat sich Sanders' Pressesprecher Michael Briggs in einer Medienmitteilung an die Öffentlichkeit gewandt, um den angerichteten Schaden wenigstens zu verringern. Darin erläutert er ausführlich, wie die Aufspaltung der amerikanischen Grossbanken unter einem Präsidenten Sanders vorangetrieben würde.

Bei den Vorwahlen in Wisconsin vom Dienstag hatte das verpatzte Interview noch keinen Einfluss auf Sanders' Resultat. Er gewann klar gegen Clinton. Doch bald gilt es wieder ernst: Am 19. April finden die Vorwahlen im Bundesstaat New York statt. Sanders' Ziel war und ist, die Wahl deutlich für sich zu entscheiden und als Folge genügend Delegiertenstimmen zu sammeln, um mit der Favoritin mitzuhalten. Seine wenig überzeugenden Aussagen im «New York Daily News»-Interview dürften im dabei kaum helfen.

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