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International Der Herr der olympischen Ringe duldet keine Kritik

Haft wegen eines Plakats: Der russische Sotschi-Kritiker Jevgeni Witischko muss für drei Jahre ins Gefängnis. Sein Verbrechen: Er hat Medienschaffende über Umweltschäden informiert, welche die Bauten für die Olympischen Spiele in Sotschi verursacht haben. Das Ausland verlangt eine Erklärung.

Während in den Stadien derzeit alles rund läuft, sorgt ein Gerichtsurteil für Empörung. In Krasnodar, der Gebietshauptstadt von Sotschi, ist in zweiter Instanz der Geologe Jevgeni Witischko zu drei Jahren Straflager verurteilt worden, weil er am Zaun einer Villa des Gouverneurs eine Protestnote angebracht hatte.

Drei Jahre Gefängnis wegen eines Plakats: Mit Blick auf das Justizwesen im Reiche Putins ist dieses Urteil typisch. Es soll wohl andere Kritiker abschrecken. In der Urteilsbegründung heisst es, Witischko habe mit dem Anbringen eines beleidigenden Plakates vorsätzlich Eigentum beeinträchtigt und beschädigt.

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Kritik an Olympischen Spielen verboten
aus Echo der Zeit vom 14.02.2014. Bild: Reuters
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 26 Sekunden.

«Russische Regierung ist geübt, Informationen zu vernebeln»

Die Verurteilung des Geologen hat international für Empörung gesorgt. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und auch die EU verlangen von der russischen Regierung eine Erklärung. Alexander Popkow, der Anwalt des verurteilten Geologen, ist indes wenig zuversichtlich. «Unsere Regierung ist geübt, Informationen zu vernebeln.» Bei einer Anfrage des IOC wegen der nicht bezahlten Fremdarbeiter sei es genau gleich gelaufen. Die russische Regierung werde wohl auch jetzt antworten, dass die Verurteilung von Witischko gar nichts mit den Olympischen Spielen zu tun habe.

Rache, weil über Umweltschäden informiert wurde

Für die meisten Beobachter steht ausser Frage, dass die russische Staatsmacht sich mit diesem Urteil an Witischko rächt. Dafür, dass dieser regelmässig Medienschaffende über die Umweltschäden informiert, welche der Bau der olympischen Einrichtungen hier bei Sotschi verursacht hat. Riesige Naturschutzflächen sind verwüstet worden, Abfalldeponien gefährden heute das Grundwasser, man hat Strassen und Brücken rücksichtslos ins Gelände verbaut, vielerorts sind deshalb ganze Berghänge ins Rutschen geraten.

Nicht nachhaltig: Attrappen und schlechte Bausubstanz

Wer sich beispielsweise im Ortsteil Gorki von Krasnaja Poljana im neu erbauten Marriott eins der 428 Zimmer oder eine der Suiten mietet, hat nur Ausblick auf eine immense Stützmauer - und vermisst den Ausblick in die Bergwelt. Ob der Hotelkoloss mit seinen 70'000 Quadratmetern Raumfläche jemals rentieren werde? Ein Mitarbeiter meint, er sei nicht befugt, Auskunft zu geben, schüttelt dann den Kopf. «Vielleicht in 1500 Jahren kann ein solcher Riesenbau hier im engen Tal mal rentieren, wer weiss.»

Doch schon sehr viel früher wird es diese Ferienanlage in ihrer heutigen Form kaum mehr geben. Dafür sorgt die schlechte Bauweise, dafür sorgen die Plastikattrappen, welche Marmor oder Kunststein vortäuschen, oder die Wasserschäden, die jetzt schon deutlich an mancher Stelle des Riesenbaus zu erkennen sind.

«Das Volk hätte gegen Sotschi gestimmt»

Eine Journalistin aus Sotschi – sie will nicht mit Namen genannt werden – zweifelt jedenfalls an der Nachhaltigkeit vieler Olympia-Einrichtungen. Wenn seinerzeit, nach dem Vorbild des Kantons Graubünden, auch in Sotschi eine Volksabstimmung durchgeführt worden wäre, dann wäre dieses Grossprojekt ganz sicher bachab geschickt, oder besser gesagt, ins Schwarze Meer gekippt worden.

Im Olympiapark tritt regelmässig mit lauter Stimme ein sogenannter Ded Moroz, ein Väterchen Frost, eine typisch russische Märchenfigur auf. Der Ded Moroz bringt es auf einen Nenner. Russland will sich mit Sotschi 2014, koste es was es wolle, eben auch als top-moderner Staat präsentieren. Beim Ded Moroz kling dies dann so: Sotschi, Sotschi, Sotschi – Russland will den Sieg.

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