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International Der Kranich fliegt nicht mehr – aber warum?

Bei der deutschen Lufthansa wird gestreikt. Schon wieder. Aviatik-Journalist Jens Flottau erklärt, wo der Belegschaft der Schuh drückt – und warum die Tochtergesellschaft Swiss trotz der ständigen Querelen nichts zu fürchten hat.

SRF News: Herr Flottau, denken Sie, die Lufthansa wird einknicken und den Forderungen nachgeben?

Jens Flottau: Das kann ich mir nur schwer vorstellen. In den letzten Wochen hat die Lufthansa das Gegenteil von Einknicken gemacht. Sie hat vorläufige Zusagen an die Gewerkschaft wieder zurückgenommen. Es herrscht offenbar grosser Druck, nichts zuzulassen, was über die internen Kostenziele hinausgeht.

Geht es bei der Rentenversorgung um viel für die Lufthansa?

Ja. Gar nicht mal bei den Flugbegleitern selber. Das sind zwar 19'000 Leute. Aber durch ihre niedrigen Gehälter sind die Ansprüche nicht so gross. Allerdings wird das Programm konzernweit durchgezogen: Die Piloten, die Bodendienst-Mitarbeiter, das Management – es müssen sehr grosse Rückstellungen für diese Rentenbelastungen gebildet werden.

Seit 2014 gab es 13 Pilotenstreiks bei der Lufthansa. Jetzt streikt das Kabinenpersonal. Wie sehr schadet das dem Konzern?

Aus Kundensicht schadet das dem Konzern natürlich schon. Die Leute können sich nicht darauf verlassen, dass die Lufthansa tatsächlich auch fliegt. Für kommende Woche hat sie massive Buchungsrückgänge feststellen müssen. Auf Dauer wird das ein Image-Problem. Die Lufthansa muss alles daran setzen, das zu lösen, um die Marke zu schützen.

Die Swiss ist mit Abstand die profitabelste Airline im Lufthansa-System. Sie wird nicht in Mitleidenschaft gezogen. Im Gegenteil.

Die Lufthansa steuert dieses Jahr trotz der vielen Streiks auf ein Rekordergebnis zu. Warum zeigt sie sich nicht kulanter?

Das Rekordegebnis muss man genauer analysieren. Ein Grossteil des zusätzlichen Gewinnes hängt einzig und allein mit den niedrigeren Treibstoffkosten zusammen. Davon profitieren alle Fluggesellschaften. Der Markt läuft dieses Jahr richtig gut; alle Fluggesellschaften haben einen hervorragenden Sommer hingelegt. Auf Dauer wird der Treibstoff allerdings wieder teurer werden. Die Umstände waren zuletzt extrem positiv. Man muss sich aber auf den Normalzustand einrichten.

Diese Woche gab es eine Premiere bei der Lufthansa: Der erste Langstreckenflug ihrer Billigtocher Eurowings ist gestartet. Deren tiefere Löhne sind einer der Streitpunkte bei diesen Streiks: Heisst der Start des Langstreckenfliegers, dass sich die Lufthansa-Führung in diesem Punkt durchgesetzt hat?

Sie hat sich insofern durchgesetzt, als es Eurowings überhaupt gibt. Es war von vornherein das Ziel der Gewerkschaften, den Aufbau dieser Sparte zu verhindern. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat sich aber nicht von seinem Plan abbringen lassen. Er will Europas drittgrössten Billigflieger aufbauen; auch und vor allem, um ein Druckmittel gegen die eigenen Gewerkschaften zu haben und sie zu Zugeständnissen zu zwingen. Für den Moment sieht es allerdings nicht so aus, als würde diese Takitk aufgehen. Denn sowohl die Piloten als auch die Flugbegleiter schlagen mittlerweile einen sehr harten Ton an.

Ziehen die Querelen die Lufthansa-Tochter Swiss in Mitleidenschaft?

Meines Erachtens nicht. Im Gegenteil. Das Lufthansa-System ist auf viele Drehkreuze ausgelegt – Frankfurt, München, Wien und natürlich Zürich. Es wird mehr und mehr danach gesteuert, dass Wachsen darf, wer besonders profitabel ist. Und die Swiss ist die mit Abstand profitabelste Airline im Lufthansa-System. Ich glaube nicht, dass sie irgendetwas zu befürchten hat.

Das Gespräch führte Roman Fillinger.

Jens Flottau

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Jens Flottau

Der Deutsche Jens Flottau ist Autor und Experte im Bereich zivile Luftfahrt. Er schreibt unter anderem für die «Süddeutsche Zeitung» und das Fachmagazin «Aviation Week» und betreibt einen eigenen Blog zu aktuellen Themen der Branche.

Komfortable Arbeitsbedingungen

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Komfortable Arbeitsbedingungen

Jens Flottau: «Sie sind bei der Lufthansa in der Tat deutlich besser als bei der Konkurrenz. Erstens bei der Bezahlung, zweitens aber auch bei den Pensionen. Viele Airlines bieten diese Übergangsversorgung gar nicht. Es gibt hier also Kostenblöcke, die die Lufthansa mit sich herum schleppen muss.»

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