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International Der schlimmste Moment im Leben von Margaret Thatcher

30 Jahre waren sie geheim. Nun sind in London Dokumente der damaligen Regierung zum Falklandkrieg veröffentlicht worden. Sie geben Einblick in das Denken von Premierministerin Margaret Thatcher. Die «Eiserne Lady» war nicht nur hart.

Grossbritannien war überrascht. In der Nacht zum 2. April 1982 landeten argentinische Truppen auf den Falklandinseln vor Argentinien. Das war der militärische Auftakt zum Falklandkrieg zwischen den beiden Ländern. Die Regierung in London – angeführt von Margaret Thatcher – konnte die Annexion nicht dulden. Denn die Inseln gehörten und gehören auch heute noch zum britischen Überseegebiet. Der Krieg dauerte zwei Monate, mehr als 900 Menschen kamen ums Leben.

Nun öffnen die Archive in London ihre Türen. Die bisher geheimen Regierungsdokumente von 1982 zeigen, wie die damalige Regierung unter Margaret Thatcher die Situation einschätzte.

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Die Eiserne Lady und der Falklandkrieg
aus Rendez-vous vom 28.12.2012. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 36 Sekunden.

Radio SRF Grossbritannien-Korrespondent Martin Alioth erklärt im Gespräch, welche Überraschungen in den Akten zu finden sind.

SRF: Die damalige Premierministerin bezeichnet den Angriff Argentiniens auf die Falklandinseln offenbar als «einer der schlimmsten Momente ihres Lebens». Wieso eigentlich?

Martin Alioth: Sie hatte die argentinische Invasion überhaupt nicht erwartet. Erst zwei Tage vorher musste sie die Warnungen ernst nehmen, und das war eben dann der schlimmste Moment in ihrem Leben.

Diese Falklandinseln waren ja eine ehemalige Kolonie des britischen Königreichs. Wieso waren sie für die Regierung Thatcher so wichtig?

Die Antwort liegt im metaphysischen Bereich. Es ging ums Prestige. Thatcher war eine altmodische Imperialistin. Es ging ihr ums Prinzip, dass hier das letzte Fragment des britischen Empires bedroht war von den Argentiniern. Sie war bereit, Menschen dafür zu opfern. Sie gab aber vor dem Ausschuss, der die Ereignisse nachträglich untersuchte, zu, dass sie anfänglich nicht wusste, ob es militärisch überhaupt möglich sei, die Falklands zurückzuerobern.

Die USA tolerierten das Eingreifen der Briten auf den Falklandinseln. Der damalige Präsident Ronald Reagan hatte mit Thatcher gesprochen. Was steht dazu in den Dokumenten?

Washington war eigentlich verständnislos über die scharfe britische Reaktion, weil die USA die kolonialen Instinkte der Briten nicht teilten. Reagan forderte bis zum Schluss – unmittelbar vor der Rückeroberung der Falklands – noch einmal einen Verzicht Grossbritanniens, damit Argentinien nicht gedemütigt werde. Thatcher lehnte das zu dem Zeitpunkt, als sie von ihrer militärischen Überlegenheit wusste, kategorisch ab.

Welche Fakten im Zusammenhang mit dem Krieg wurden denn mit der Veröffentlichung dieser Dokumente sonst noch publik?

Hier wird es skurril: Thatcher befürchtete eine spanische Invasion von Gibraltar. Quasi als Vergeltung, aus Sympathie der Spanier mit den Argentiniern. Das war aber ein Hirngespinst. Ferner debattierte das britische Kabinett intensiv, ob die britischen Fussballmannschaften an der Weltmeisterschaft teilnehmen sollten, die pikanterweise am 13. Juni 1982 begann. Das war der Tag vor der endgültigen Rückeroberung der Falklandinseln. Man wollte verhindern, dass eine britische Mannschaft gegen Argentinien spielen müsste. Am Schluss passierte dann nichts und es gab auch keine derartige Begegnung.

Gibt es etwas in diesen Dokumenten, das wirklich überraschend ist?

Manche sehen in diesen Dokumenten eine wesentlich flexiblere, weil verunsicherte Margreth Thatcher, als sie in der Karikatur als eiserne Lady jeweils dargestellt wird. Dass sie eben durchaus bereit war, kreative Lösungen mit den Argentiniern zu finden. Sie ging eigentlich nur deshalb als «Eiserne Lady» aus diesem Konflikt hervor, weil ihr gegenüber, General Leopoldo Galtieri der argentinischen Junta, noch viel störrischer war als sie selbst.

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