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International Der Streit am Nil: Warum Ägypten um sein Wasser fürchtet

Der Nil versorgt im Nordosten Afrikas Millionen Menschen mit Wasser. Ohne das kostbare Gut gäbe es in Sudan und Ägypten wohl kaum Zivilisation. Doch: Wer darf wie viel Wasser aus dem Nil nutzen? Beim jüngsten Streit geht es um ein gewaltiges Staudammprojekt in Äthiopien.

Ohne Nil kein Ägypten. Aussenminister Mohammed Kamel Amr machte die ägyptische Position am Wochenende nochmal klipp und klar, die seit pharaonischer Zeit gilt. Es gehe um Leben und Tod, donnerte seinerseits der Wasserbauminister.

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Wer darf wieviel Wasser aus dem Nil nutzen?
aus Echo der Zeit vom 10.06.2013. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 44 Sekunden.

Tatsächlich wäre das bevölkerungsreichste arabische Land unbewohnbare Wüste ohne diesen mächtigen Strom, der Ägypten von der Grenze Sudans bis zum Delta am Mittelmeer durchquert und mit Kulturland segnet. Auf keinen Tropfen davon werde Ägypten verzichten, sagte Aussenminister Amr.

Ablenkung von innenpolitischer Krise

Das trägt gewiss nicht zur Entspannung bei in dem diplomatischen Streit, der seit Anfang Monat das Klima zwischen den beiden Nilanrainern vergiftet. Mit dem Nebeneffekt, dass etwas von der innenpolitischen Krise abgelenkt wird, mit der die ägyptische Regierung dauernd kämpft.

Äthiopien baut am Oberlauf, unweit seiner eigenen Grenze mit Sudan einen gewaltigen Staudamm. Fünf Milliarden Dollar kostet das Projekt. Und es soll nicht nur für Äthiopien Strom liefern, sondern auch für Sudan, heisst es.

Äthiopien begann dafür Anfang Juni den Haupt-Arm des Nils umzuleiten, den Blauen Nil. Nur vorübergehend, um den Bau des Staudamms zu ermöglichen. Doch seither ist das Infrastrukturprojekt Dauerthema auf ägyptischen Frontseiten und in ägyptischen Krisensitzungen.

Herablassende Voten und Drohungen

Der Nil

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Der Nil ist mit 6670 Kilometern der längste Fluss der Welt. Die Zivilisationen von Äthiopien, Sudan und Ägypten sind auf das Wasser angewiesen. Ohne genügend Wasser wären die Menschen in den Wüstengebieten aufgeschmissen.

Und eine dieser Krisensitzung sorgte gar selbst für dicke Schlagzeilen und rote Köpfe. Die Teilnehmer wähnten sich in einem geschlossenen Meeting. Die Kameras des Nachrichtenfernsehens aber übertrugen live. Und so erfuhr die Öffentlichkeit, mit welcher Herablassung manche Spitzenpolitiker in Kairo über die Schwarzafrikaner am Oberlauf redeten.

Da wurde vor laufender Kamera vorgeschlagen, Ägypten solle Äthiopien Angst machen mit der Drohung, den Damm noch vor seiner Fertigstellung mit Raketen zu zerstören. Oder etwas subtiler der Vorschlag, Äthiopien sei so schwach und erpressbar, man könne doch am Blauen Nil ein paar Stammesfürsten bestechen oder aufrüsten, um das Bauvorhaben auf diese Weise zu hintertreiben.

Das Nil-Veto

Die äthiopische Regierung zitierte prompt den ägyptischen Botschafter ins Aussenministerium. Und wies schroff jede Forderung aus Kairo zurück, das Dammprojekt zu stoppen. Alte Abkommen noch aus der Kolonialzeit geben dem regionalen Schwergewicht Ägypten theoretisch das Recht, jedes Bauvorhaben am Nil mit einem Veto zu belegen.

Auch sprechen sie Ägypten einen überproportional grossen Anteil am Nilwasser zu. Das grösste arabische Land sieht sich im Recht, mit seinen bereits über achtzig Millionen durstigen und hungrigen Mäulern. Und so schnell, wie die ägyptische Bevölkerung wächst, wird Ägypten in Zukunft noch viel mehr Wasser brauchen.

Äthiopien will faires Abkommen

Äthiopien aber will ein faireres Abkommen. Und es will sich nicht mehr reinreden lassen von Kairo, bei seiner eigenen hydroelektrischen Entwicklung. Beschwichtigend heisst es in Addis Abeba, das Grossvorhaben werde den Wasserdurchfluss nur so lange verringern, bis das Staubecken gefüllt sei.

Doch die Regierung in Kairo ist nicht überzeugt. Aussenminister Amr will nun zu einem Krisentreffen nach Addis Abeba reisen. Und Präsident Mursi stellt für heute Abend eine Rede an die Nation in Aussicht über den Streit um den ägyptischen Lebensquell.

(basn;mery)

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