Ein von der Schweiz geleitetes Forschungsprojekt in Grönland ist von der dänischen Regierung blockiert worden. Offiziell gibt es keine Begründung der dänischen Behörden. Laut der «NZZ am Sonntag» deutet jedoch vieles darauf hin, dass das Projekt der ETH Lausanne ein Opfer des geopolitischen Konflikts der Arktis-Anrainer um den Einfluss auf die Polarregion geraten ist.
Forschung zum Klimawandel
Die Verweigerung der Dänen habe wohl militärische Gründe, schreibt die NZZaS. So soll die Ursache der Bewilligungsverweigerung der russische Eisbrecher sein, welcher die Mission begleiten sollte. Die Dänen hätten mögliche Spionage der Russen befürchtet. Zuvor war die Expedition von den Behörden in Grönland ohne Probleme genehmigt worden.
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Das Schweizer Projekt sah vor, Grönland auf einem russischen Schiff mit rund 50 Forschern aus aller Welt an Bord zu umrunden. Dabei wollten die Naturwissenschafter neue Daten zu Eis, Schmelzwasser, Wetter und Plastikverschmutzung sammeln. Grönland als grösste Insel der Erde ist stark vom Klimawandel betroffen.
Ein Spielball der Geopolitik?
Der Glaziologe und wissenschaftliche Direktor des federführenden Swiss Polar Institute, Konrad Steffen, zeigt sich ob des Abbruchs der Projekts erschüttert. «Es ist das erste Mal, dass wir in 30 Jahren Forschung in Grönland keine Bewilligung für eine wissenschaftliches Projekt erhalten haben.» Das Material für die Expedition sei zum Teil schon verschickt gewesen, als im Juni klar wurde, dass die Expedition abgesagt werden musste.
Eine Begründung für die Verweigerung der Bewilligung habe er von den dänischen Behörden nicht erhalten, so Steffen weiter. «Ich vermute, dass wir zum Spielball der Geopolitik geworden sind», sagt er. Die Nato habe den russischen Eisbrecher wohl nicht in den Grönland-nahen Gewässern der Arktis sehen wollen.
Neues Gesuch in Kopenhagen eingereicht
Vor zehn Jahren habe Dänemark eine eigene Expedition in der Region durchgeführt und dazu denselben russischen Eisbrecher «50 Let Pobedy» («50 Jahre Sieg») gechartert, wie jetzt das Schweizer Polarinstitut. «Offensichtlich hat sich in den vergangenen zehn Jahren politisch ziemlich viel geändert», stellt Steffen fest.
Man habe jetzt in Dänemark ein Gesuch für eine neue Expedition gestellt. Dabei solle ein kanadischer oder schwedischer Eisbrecher gechartert werden, betont Steffen. Allerdings wäre im Norden Grönlands auch so der russische Eisbrecher nötig – denn weltweit gibt es kein anderes Schiff, das mit der dortigen Eisdicke zu Gange kommt.
Man sei nun sehr gespannt auf die Antwort aus Kopenhagen, so Steffen. «Wir hoffen, dass wir uns allenfalls für 2020 oder 2021 neu ausrichten können.»