- Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet eine Stabilisierung der Weltwirtschaft.
- Eine Erholung der Wirtschaft geht aber auch in den kommenden Jahren nur «im Schneckentempo» voran.
- Gründe sind die lockere Geldpolitik, eine Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China und etwas Klarheit beim Brexit, schreibt der IWF in einem Konjunkturausblick.
Kurz vor Eröffnung des Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seinen Konjunkturausblick vor den Medien präsentiert. Der IWF geht davon aus, dass sich die Weltwirtschaft wieder etwas stabilisieren dürfte, aber dies in den kommenden zwei Jahren nur «im Schneckentempo».
«Wir erwarten eine moderate Erholung, doch haben wir auch noch keinen klaren Wendepunkt erreicht», sagte IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa in Davos.
Etwa Schub für das Wirtschaftswachstum gebe die weiterhin lockere Geldpolitik weltweit und eine teilweise Einigung im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Auch die Sorgen vor einem ungeregelten Austritt Grossbritanniens aus der EU hätten etwas nachgelassen, sagte IWF-Chefökonomin Gita Gopinath.
Prognose etwas niedriger
Konkret dürfte die Weltwirtschaft nach Einschätzung des IWF 2020 um 3.3 Prozent wachsen, während das Wachstum für 2019 nur auf 2.9 Prozent beziffert wird.
Damit liegen die aktuellen Erwartungen des IWF für das globale Wachstum niedriger als bei der Prognose vom Oktober. Damals hatte der IWF für 2020 ein Wachstum von 3.4 Prozent erwartet. Für 2021 revidierte der Währungsfonds die Prognose auf 3.4 Prozent, nach 3.6 Prozent im Oktober.
Politische Unsicherheit
Für den IWF gibt es Zeichen, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft stabilisiert und in Industrie und Handel die Talsohle erreicht sei. Aber die Unsicherheit auf politischer Ebene nehme zu.
IWF-Chefökonomin Gita Gopinath, die seit Anfang 2019 im Amt ist, erklärte dies mit schlechten Nachrichten aus einigen Schwellenländern, allen voran Indien. Das grosse Schwellenland leidet derzeit unter heftigen politischen Unruhen, die immer stärker zu einer Gefahr für die Entwicklung in der grössten Demokratie der Welt werden.
«Es gibt für die Weltwirtschaft weitere Abwärtsrisiken», sagte Chefökonomin Gopinath. Neue Spannungen im Handel könnten aufkommen zwischen den USA und der EU. Zudem seien soziale Unruhen rund um die Welt stark angestiegen, etwa in Chile. Daher sei es wichtig, dass Politiker keine Massnahmen ergriffen, die weiteren Schaden anrichten.
IWF-Direktorin Georgieva forderte die Staaten auf, für den Fall der Fälle gewappnet zu sein. «Seien sie bereit, wenn das Wirtschaftswachstum wieder nachlässt», mahnte sie. Das gerade beginnende Jahrzehnt erinnere in mancher Weise an die 1920er-Jahre: Hohe Ungleichheit, die rasante Ausbreitung neuer Technologien und hohe Risiken und Chancen im Finanzsystem. Daher sei es nötig, Fehlentwicklungen gemeinsam vorzubeugen.