Die Idee von europäischen Asylzentren auf afrikanischem Bodem ist brisant. In einem Dokument, das SRF News vorliegt, wird festgehalten, dies sei wohl der kontroverseste Punkt, der aktuell mit den afrikanischen Ländern verhandelt werde. Absender des Papiers ist das Büro von EU-Ratspräsident Donald Tusk. Es fasst den aktuellen Stand der Verhandlungen zwischen der EU und den afrikanischen Ländern zusammen.
Viele Fragen bleiben offen
Zwar gibt es in einzelnen Ländern wie etwa Mali so genannte Migrationsbüros der Europäischen Union. Da geht es allerdings vor allem darum, die Migranten über die Gefahren einer Migration zu informieren. Auch werden sie dort darüber aufgeklärt, dass sie als Wirtschaftsflüchtlinge keine Chance auf Asyl in Europa haben.
Erstmals spricht die EU nun aber von eigenen Lagern für Asylsuchende in afrikanischen Ländern. Was die genaue Aufgabe dieser Lager wäre und wer genau diese betreiben würde, bleibt allerdings unklar. Das Tusk-Dokument hält dazu lediglich fest, dass die Asylsuchenden vorselektioniert werden sollen: Diejenigen mit einer Chance auf Asyl könnten legal und sicher in die EU einreisen, während die EU diejenigen ohne Chancen auf Asyl bei ihrer Rückkehr in ihre Herkunftsländer unterstützen würde.
Endstation der Flucht?
An solchen Lager gibt es seitens der afrikanischen Länder und des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR allerdings Kritik. Auch das steht explizit in dem Dokument. Die Kritiker monieren, dass die EU so die eigene Verantwortung gegenüber Asylsuchenden einfach auslagere. Auch befürchten sie, dass diese Lager zu peramenenten Einrichtungen werden könnten, was für viele afrikanische Länder eine enorme Belastung wäre. In den noch anstehenden Verhandlungsrunden werden die Europäer auf diese Bedenken Antworten liefern müssen.
Falls solche Lager tatsächlich eingerichtet werden und Flüchtlinge dank ihnen tatsächlich sicher nach Europa gelangen könnten, wäre das ein enormer Gewinn. Doch wird man ganz genau hinschauen müssen, mit welchen Regierungen die EU zusammenarbeiten müsste und ob tatsächlich alle Flüchtlinge eine Perspektive auf ein faires Asylverfahren hätten. Denn die Lager könnten für viele Flüchtlinge auch einfach zur Endstation ihrer Flucht und diesen so das Recht auf einen Asylantrag geraubt werden.
Das sagt das UNHCR zu den Plänen der EU:
Beat Schuler vom UNHCR in Rom bestätigt die Pläne der EU: «Die Pläne sind recht weit vorangeschritten, es sind zwei Arbeitsgruppen an der Arbeit. Sie beschäftigen sich mit dem Schutz von Flüchtlingen in Afrika, und in diesem Zusammenhang wird von Asylzentren gesprochen. Die EU denkt daran, dort möglicherweise Asylgesuche entgegenzunehmen und auch dort über sie zu entscheiden. Wer als Flüchtling akzeptiert würde, könnte anschliessend sicher nach Europa reisen und müsste nicht mit einem Schmuggler übers Mittelmeer kommen. Allerdings will unseres Wissens derzeit kein einziger afrikanischer Staat ein solches Zentrum. Auch das UNHCR ist nicht überzeugt, dass solche Zentren dazu beitragen könnten, dass keine Flüchtlinge mehr nach Europa kommen.» |