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International «Flüchtlinge wollen noch vor Wintereinbruch nach Europa»

In den vergangenen Tagen kamen bei Bootsunglücken über 330 Menschen im Mittelmeer ums Leben. Damit steigt die Zahl der Toten in diesem Jahr auf fast 4300 – ein Rekord. Ein UNHCR-Mitarbeiter erklärt die Gründe.

Drei Bootsunglücke allein diese Woche

  • In der Nacht auf Donnerstag ist rund 30 Seemeilen vor der libyschen Küste ein Schlauchboot mit 130 Flüchtlingen gekentert. 27 Menschen konnten gerettet werden, 96 werden vermisst.
  • Am Montag war bereits ein Schlauchboot gekentert. Fünf Menschen konnten nur noch tot geborgen werden. 15 Flüchtlinge überlebten das Unglück, 135 werden seitdem vermisst.
  • Bei einem weiteren Unglück am Dienstag kamen ebenfalls fünf Menschen ums Leben, 23 Flüchtlinge konnte die italienische Küstenwache retten, 95 Menschen werden vermisst.
  • Damit dürften diese Woche bereits mehr als 330 Flüchtlinge im Meer ertrunken sein.

Zahl der Opfer steigt

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Laut der Internationalen Organisation für Migration IOM starben dieses Jahr bereits 4271 Flüchtlinge im Mittelmeer. 2015 waren insgesamt 3770 Tote gezählt worden. Als Grund für den jüngsten Anstieg nennt die Grenzschutzbehörde Frontex das gute Wetter im Oktober. Das habe Schlepper dazu bewegt, noch mehr Menschen auf schrottreife Boote zu treiben.

Menschen wollen rasch weg aus Libyen

Es wird kälter, die See wird rauer. Trotzdem wagen offenbar noch immer unzählige Menschen die Flucht übers Mittelmeer. «Sie wollen noch vor Wintereinbruch nach Europa», erklärt Beat Schuler. Er arbeitet für das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Malta. «Die Situation in Libyen ist katastrophal; Frauen werden systematisch vergewaltigt, es gibt Zwangsarbeit, unbegleitete Minderjährige werden missbraucht.»

Das zeigt Folgen. Noch nie haben so viele Menschen auf der Mittelmeerroute ihr Leben verloren wie in diesem Jahr (siehe Box). Das liegt auch an den Schleppern. «Sie überfüllen die Boote noch viel mehr als letztes Jahr», hat Schuler beobachtet. Es seien keine Satellitentelefone mehr an Bord. Und die Boote würden mit weniger Benzin betankt, so das sie gerade noch die internationalen Gewässer erreichen, in der Annahme, dass sie dort von Rettungsschiffen und freiwilligen Helfern aufgegriffen werden.

Zu wenig legale Möglichkeiten zur Flucht

Beim aktuellen, stürmischen Wetter sei Hilfe aber alles andere als gewährleistet. «Die Gefahr zu kentern ist grösser denn je», betont der UNHCR-Vertreter. Die einzige, legale Alternative, um nach Europa zu kommen, seien sogenannte humanitäre Korridore. «Von diesen gibt es aber fast keine», so Schuler.

Die Gefahr zu kentern ist grösser denn je.
Autor: Beat Schuler Mitarbeiter des UNHCR

Zwar nehme beispielsweise die EU Flüchtlinge aus der Türkei auf. «Doch im Vergleich zu den 165'000 Ankünften in Italien allein dieses Jahr ist die Zahl derjenigen, die sich auf einen legalen Weg machen können, äusserst klein.» Deshalb wagten trotzdem viele den gefährlichen Weg über das Mittelmeer.

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