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International «Für eine grundlegende Lösung sehe ich schwarz»

Noch immer treiben vor den Küsten von Indonesien, Malaysia und Thailand zahlreiche Flüchtlingsboote. Nun treffen sich die Aussenminister der südostasiatischen Länder zur Krisenkonferenz. SRF-Ostasien-Korrespondent Urs Morf warnt jedoch vor allzu hohen Erwartungen.

SRF News: Heute treffen sich die Aussenminister von Indonesien, Thailand und Malaysia, um über die Flüchtlingskrise zu beraten. Bedeutet dies, dass sich die drei Länder dem internationalen Druck beugen?

Urs Morf: Ja, ganz offensichtlich. Ursprünglich war erst Ende nächster Woche eine grosse Konferenz in Thailand geplant. Jetzt kommt quasi spontan ein Treffen der drei Aussenminister zustande. Dies zeigt, dass die Dringlichkeit endlich erkannt wurde.

Man wird den Eindruck nicht los, dass sich Malaysia, Indonesien und Thailand schlicht weigern, Flüchtlinge aufzunehmen.

Audio
Flüchtlinge in Südostasien: Einschätzungen von Korrespondent Urs Morf
aus HeuteMorgen vom 20.05.2015.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 48 Sekunden.

Kategorisch stimmt dieser Eindruck nicht. In Indonesien, das ein ziemlich armes Land ist, nimmt gerade die lokale Bevölkerung weiterhin Flüchtlinge auf. In Malaysia und Thailand präsentiert sich die Situation jedoch etwas anders. Die beiden Länder haben schon sehr grosse Zahlen an burmesischen Flüchtlingen in ihrem Land. Diese waren einst willkommene billige Arbeitskräfte. Nun ist der Wirtschafts-Boom vorbei, und die Flüchtlinge sind deshalb weniger gerne gesehen. Und ausgerechnet jetzt hat sich auch noch die Krise mit den Rohingyas als neuen Bootsflüchtlingen zugespitzt.

Wie Sie sagen, sind die meisten Flüchtlinge Rohingyas. Sie gehören damit zur muslimischen Minderheit in Burma, die dort auch verfolgt wird. Malaysia, Thailand und Indonesien wollen Druck auf Burma machen. Bringt das etwas?

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Rund 7000 Menschen, die seit Wochen auf dem Meer driften, dürfen in Malaysia und Indonesien nun doch an Land, aber nur wenn sie es mit ihren Booten allein an die Küste schaffen. Sie sollen vorübergehend Unterschlupf erhalten – vorausgesetzt, die internationale Gemeinschaft sorgt innerhalb eines Jahres dafür, dass sie anderswo angesiedelt werden.

Da bin ich skeptisch. 2012 hat es schwere Ausschreitungen gegeben gegen die Rohingyas. Und seither leben dort mindestens 140'000 Rohingyas in eigentlichen Konzentrationslagern hinter Stacheldraht. Die Stimmung unter den Buddhisten ist äusserst aufgeheizt gegen die Muslime. Ich glaube nicht, dass sich da die Lage grundlegend verändern wird in nächster Zeit.

Inwiefern kann sich denn die Lage für die Flüchtlinge nach der heutigen Konferenz verbessern?

Für die Flüchtlinge, die sich jetzt auf See befinden, wird vermutlich eine Lösung gefunden werden in nächster Zeit. Aber für eine grundlegende Lösung des Rohingya-Problems sehe ich kurzfristig wirklich schwarz.

Das Gespräch führte Barbara Peter

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