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International «Für viele Philippinos ist die Lage nach wie vor prekär»

Ein halbes Jahr nach der Taifunkatastrophe auf den Philippinen kommt der Wiederaufbau langsam in Schwung. Probleme bereiteten politische Ränkespiele im von Armut geprägten Land, berichtet SRF-Korrespondent Tobias Fässler.

Wie geht es den Philippinos ein halbes Jahr nach dem grossen Taifun?

Sehr unterschiedlich. In der Stadt Tacloban etwa, die im letzten November besonders schwer von Taifun Hayian getroffen wurde, ist die Lage für viele Menschen nach wie vor prekär. Obwohl es Bemühungen gibt, dass der Wiederaufbau endlich in Schwung kommt.

Woran sieht man das?

Taifun Haiyan

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Legende: Keystone

Taifun Haiyan, auf den Philippinen Yolanda genannt, zog am 8. November 2013 über das südostasiatischen Land hinweg, riss 6300 Menschen in den Tod und machte vier Millionen Menschen obdachlos. Er gilt als einer der stärksten Taifune, die je auf Land getroffen sind. Besonders betroffen war die Stadt Tacloban im Osten des Landes auf der Insel Leyte.

An den Mitarbeitern vieler Nichtregierungsorganisationen zum Beispiel, die in allen Gemeinden sehr präsent sind. Sie helfen den Leuten beim Aufbau neuer, stabilerer Hütten mit Zementfundamenten und sanitären Anlagen. Das Problem ist, dass viele Landeigentümer keine festen Bauten auf ihren Grundstücken dulden. Viele Gemeinden haben deshalb Umsiedlungsprogramme für die Ärmsten gestartet.

Wie kommt das bei der Bevölkerung an?

Wer nichts hat, sagt nicht Nein zu einem kostenlosen Zuhause. Bei den Fischern sieht es etwas anders aus. Sie wollen sich nicht ins Landesinnere umsiedeln lassen, weil für sie der Zugang zum Meer lebensnotwendig ist. Weil auch auf den Philippinen vieles über Beziehungen läuft, ist es aber häufig schwer, an jene Leute zu gelangen, die Hilfe am Nötigsten hätten.

Wie geht’s den Bauern?

Auch hier sind vor allem die kleinen Leute stark betroffen. Ein Bauer, der seine 15 Kokospalmen verloren hat, steht vor dem Nichts. Bis eine Pflanze wieder Früchte trägt, vergehen fünf bis sechs Jahre. Der Bauer muss sich also einen neuen Beruf suchen. Besser haben es die Betreiber grosser Plantagen. Sie stellen die Produktion einfach um, zum Beispiel auf Bananen.

Hat das Gottvertrauen der Philippinos in den letzten Monaten gelitten?

Nicht im Geringsten. Die Menschen sind froh, dass sie überlebt haben. «Thank God», sagen sie. Die Katastrophe sei gottbestimmt gewesen. Die Leute haben auch keine Zeit, wütend zu sein. Sie sind damit beschäftigt, mit einfachsten Mittel ihre Häuser einzurichten. Mit Holzbrettern, einem Wellblechdach, Plastikblachen.

Was tun die, die sich diese Materialien nicht leisten können?

Die Regierung und zahlreiche NGOs bieten sogenannte Cash-for-Work-Programme an. Man geht einen Tag lang jäten oder Strassen reinigen und bekommt so Geld für Essen oder Baumaterial.

Im Mai hat die Taifun-Saison offiziell begonnen. Spüren Sie Angst bei der Bevölkerung?

Die Philippinos sind sich Taifune gewohnt. Haiyan kam jedoch eher spät und in einer Heftigkeit, die niemand erwartet hatte. Das Alarmsystem hat funktioniert, aber die Sprungflut in Tacloban hat Evakuierungszentren wie Schulen oder öffentliche Bauten schlicht weggefegt. Angst haben die Bauern vor dem Wetterphänomen El Niño. Für die kommenden Monate wurde für die Philippinen eine riesige Hitzewelle vorausgesagt mit verheerendem Einfluss auf die Ernten. Deshalb hat die Regierung die Bauern zum Wassersparen angehalten und sie gebeten, ihre Felder nicht mit Feuer vom Gras zu befreien.

Wie beurteilen Sie die Arbeit der Regierung nach der Katastrophe ganz generell?

Am Anfang hat sie schnell gehandelt. Strom und Handynetz waren bald nach dem Taifun wieder intakt, Flüchtlingszentren wurden eingerichtet und Essen verteilt. Auch die Gefahr eines Seuchenausbruchs hatte man schnell gebannt. Das Problem sind die politischen Ränkespiele in den Provinzen und Gemeinden. In Tacloban etwa regiert ein Stadtpräsident mit familiären Verbindungen zum Marcos-Clan. Der amtierende Präsident Benigno Aquino hat daran keine Freude - und so fliessen die Gelder vielleicht nicht so schnell wie möglich.

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